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.«Sie schien sich für die Wände zu interessieren, an denen überall gerahmte Fotos hingen.»Wer sind all diese Leute?«»Verwandte, Freunde, Gespenster.Ich sammele Rahmen jeder Größe und Form.Besonders alte und abgenutzte gefallen mir.Ich stecke Fotos von neidischen Tanten hinein, von meinen Kindern und meinen gefürchteten, abgöttisch geliebten Enkeln.Das erinnert mich an die Bilder, die Gräber schmücken: Vorfahren, Urgroßväter, Ururgroßväter, nie gesehene Großmütter, sepiafarben oder schwarzweiß.Nur die Kinder sind in Farbe.Als Mädchen habe ich mit dem Sammeln begonnen, auf italienischen Trödelmärkten.In manchen Rahmen steckten bereits Fotos, Unbekannte, die mich bei jedem Umzug begleiten: Männer mit den langen Schnurrbärten aus der Zeit des Risorgimento, blühende, in Spitze gehüllte Mädchen, schöne, hochmütige Frauen, von unbekannten Malern mit dem Pinsel hingeworfen.Es ist eine Art imaginäre Familie.Eine, wie ich sie nie hatte.Jetzt hängt sie an den Wänden.«Wir tranken Jasmintee, eines der wenigen Zugeständnisse, die Annette an die englische Küche macht.Lucrezia verschlang meine Croissants, die sie mit Brombeermarmelade bestrichen hatte.»Was das Essen angeht, stehen Sie Ihrem Vater in nichts nach.«»Ich werde einfach nicht dick, das ist alles.«Mir fehlte der Mut, aber in Wahrheit wollte ich nur über ihren Vater sprechen.Wo sollte ich anfangen? Die Nacht hatte mich freigiebig mit Erinnerungen versorgt.Dieser Besuch hatte begonnen, sie freizusetzen und ein klares Bild von ihm heraufzubeschwören.Die Missverständnisse, die Begegnungen, sogar sein Geruch stiegen in mir auf.Ich musste mich so schnell wie möglich davon befreien.Jahrelang hatte ich es umgangen, mich an diesen Körper und dieses verzaubernde Lächeln zu erinnern, weil ich immer Angst hatte, von neuem den Schmerz in der Brust zu spüren, den ich nur allzu oft wie eine unverdiente Demütigung empfunden hatte.Die Schutzschicht über den Relikten meiner Vergangenheit schmolz in meinem Innern im selben Maße zusammen, wie Gesicht und Körper dieses Mannes in den Brennpunkt rückten.Die Schachtel war auf dem Tisch im Wohnzimmer stehen geblieben, wo Annette ansonsten die Ordnung wiederhergestellt hatte.Ich ging sie holen, während sich Lucrezia die erste Zigarette des Tages anzündete.»Ich müsste mindestens zwei Stunden auf meinem Cello üben, Signora.Aber ich bleibe lieber hier und höre Ihnen zu.Aus Ihren Worten höre ich ein mir unbekanntes Portrait meines Vaters heraus.Vermutlich ist es eine Frage der Rollenverteilung, aber er hat mich noch wie ein Kind behandelt, als ich schon längst ausgezogen war.Eltern sind anders als in der Vorstellung, die man von ihnen hat, meinen Sie nicht auch?«»In der Tat.Ich hatte nie den Mut, meine Kinder zu fragen, was sie über mich denken.Mein Leben als Mutter mit jenem Gefühl zu vereinbaren, war ein wahrer Drahtseilakt.Ich musste mich zerreißen zwischen dem, was das Gefühl verlangte, und dem, was die Vernunft gebot, und das war im Prinzip unmöglich.Manchmal habe ich mein Herz in den Urlaub geschickt.Urlaub von der Familie.Ich habe ihm geschrieben.Vermutlich habe ich gehofft, dass er mit Ihnen dasselbe macht.«Mein Geliebter,heute habe ich von Guido und den Kindern verlangt, dass sie mich in Ruhe lassen.Ich hocke auf dem weißen Wohnzimmersofa, dieser Insel des Friedens, und höre eine Ballade von Brahms.Wenige Stunden nach unserem letzten Treffen versuche ich zu verstehen, warum ich noch einmal von Dir fortgegangen bin.Vielleicht haben sich, trotz dieser so intensiven glanzvollen Zeit, erste Zweifel eingeschlichen? Nie habe ich von Deinem Leben jenseits von mir irgendetwas gefordert.Ich habe Dich auf der Stelle geliebt, habe mein Gewissen ausgeschaltet und jede Wahlfreiheit beiseitegeschoben, und doch gibt es etwas, das mir plötzlich nicht mehr gefällt.Ich habe Deine kleinbürgerliche Seite entdeckt.Um Dich zu rechtfertigen, habe ich mir in Erinnerung gerufen, dass auch ich eine Familie habe.Ich bin in einem Schmelztiegel von Liebe und Widersprüchen aufgewachsen, in einer reichen Familie, die irgendwann verschuldet war und durcheinandergeriet, mit einem Vater, der viel zu früh gestorben ist, und einer Mutter, die zu lieben ich keinen Grund sah.Als ich Guido geheiratet habe, wollte ich eine Familie ohne ideologische Barrieren, einen Ort der Gefühle, an dem man lachen und spielen, weinen und sich aufregen, lesen und sich an Geist und Intellekt freuen kann.Deine Vorschläge - Kino, mit den Kindern in den Park - sind Notlösungen, die ich nicht akzeptieren kann.Die Organisation unseres Alltags gibt mir das Gefühl, ein Fisch auf dem Trockenen zu sein.Ich habe erreicht, was ich mir vorgenommen hatte: eine Arbeit, die ich liebe, einen guten Ehemann, Kinder.Meine Liebe zu Dir ist von einer Intensität, die mein Alltag nicht vorsieht.Ich habe nicht das Zeug zur Geliebten.Nicht einmal zur Freundin.Ich muss zu irgendjemandem gehören.Und ich brauche jemanden, der zu mir gehört [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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