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.Eine halbe Stunde später kam David nach Hause.Er war total erschöpft, denn er hatte in der Nacht zuvor eine ganze Reihe von Kranken versorgen müssen und deshalb keine Auge zugetan.»Was für eine Nacht!« sagte er.Er versuchte, Nikki einen Kuß auf die Wange zu drücken, doch sie wich zurück und konzentrierte sich weiter auf ihr Buch.Für ihre Hausaufgaben benutzte sie den Eßzimmertisch, denn ihr eigenes Zimmer war so klein, daß man keinen Tisch hineinstellen konnte.Er begrüßte Angela, öffnete umständlich den Kühlschrank - was fast unmöglich war, wenn man sich zu zweit in der winzigen Küche befand - und holte sich ein Bier heraus.»Heute hat uns die Notaufnahme zwei AIDS-Patienten zugewiesen, die von so ziemlich jeder bekannten Krankheit befallen sind«, sagte er.»Und dann hatten wir auch noch zwei Herzstillstände.Das Bereitschaftszimmer habe ich nicht ein einziges Mal von innen gesehen, und an ein Stündchen Schlaf war schon gar nicht zu denken.«»Falls du jemanden suchst, bei dem du dich ausheulen kannst, bist du bei mir an der falschen Adresse«, sagte Angela, während sie eine Soße zum Kochen brachte.»Außerdem stehst du mir im Weg.«»Du hast ja eine großartige Laune heute«, erwiderte David.Er verließ die winzige Küche und nahm auf einem Hocker vor der Küchentheke Platz, welche die kleine Kochnische vom Wohn- und Eßbereich trennte.»Mein Tag war mindestens so anstrengend wie deiner«, sagte Angela.»Ich mußte sogar Arbeit liegenlassen, um Nikki rechtzeitig von der Schule abzuholen.Es ist einfach ungerecht, daß das jeden Tag an mir hängenbleibt.«»Ist das der Grund, weshalb du so hysterisch bist?« fragte David.»Daß du Nikki abholen mußt? Ich dachte, dieses Thema hätten wir lang und breit besprochen und ein für allemal abgehakt.Schließlich hast du selbst angeboten, Nikki abzuholen, weil du einen viel geregelteren Dienstplan hast als ich.«»Könnt ihr euch nicht mal leiser streiten?« rief Nikki.»Ich versuche nämlich zu lesen.«»Ich bin überhaupt nicht hysterisch«, raunzte Angela zurück.»Ich bin einfach nur genervt.Und ich will nicht anderen Kollegen meine Arbeit aufhängen.Zur Krönung des Tages hat mir Nikki dann auch noch ein paar beunruhigende Dinge erzählt.«»Was denn?« fragte David.»Frag sie doch selbst«, erwiderte Angela.David glitt von seinem Barhocker und setzte sich neben seine Tochter auf einen Eßzimmerstuhl.Bereitwillig erzählte ihm Nikki, was in der Schule passiert war.Währenddessen deckte Angela den Tisch und bemühte sich dabei, die Teller geschickt um Nikkis Bücher herum zu plazieren.»Bist du immer noch der Meinung, daß es eine gute Idee war, Nikki auf eine staatliche Schule zu schicken, wenn du diese Geschichte über Gewehre und Drogen hörst, mit denen schon Sechstklässler hantieren?« fragte Angela.»Die staatlichen Schulen müssen unterstützt werden«, erwiderte David.»Schließlich bin ich auch auf einer staatlichen Schule gewesen.«»Die Zeiten haben sich nun mal geändert«, sagte Angela.»Wenn Leute wie wir ihre Kinder nicht mehr dorthin schicken«, erklärte David, »dann hat das öffentliche Schulwesen überhaupt keine Chance mehr.«»Mir ist die Sicherheit meiner Tochter wichtiger als irgendwelche Ideale«, fauchte Angela.Als das Essen fertig war, stopften sie schweigend ihre Salate und Spaghetti marinara in sich hinein; die Stimmung war gereizt.Nach dem Essen legte Nikki ihr Buch wieder auf den Tisch und beachtete ihre Eltern nicht mehr.Angela seufzte ein paarmal laut und strich sich nervös mit den Fingern durchs Haar.Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.David kochte innerlich.Nachdem er in den vergangenen sechsunddreißig Stunden hart gearbeitet hatte, war er der Meinung, daß ihm jetzt eigentlich eine bessere Behandlung zustand.Plötzlich schob Angela mit lautem Quietschen ihren Stuhl zurück; dann nahm sie ihr Gedeck und warf es in die Spüle.Krachend zerbrachen ein Teller und ein Schälchen.David und Nikki fuhren zusammen.»Angela«, sagte David und bemühte sich, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.»Reg dich doch nicht so auf! Wir können ja nochmal darüber reden, wer Nikki abholt.Vielleicht gibt es doch eine andere Lösung.« Angela drehte sich langsam um und fixierte David.»Weißt du«, begann sie, »unser eigentliches Problem besteht darin, daß wir uns die ganze Zeit um die Entscheidung herumdrücken, was wir am ersten Juli tun werden.«»Ich glaube kaum, daß dies jetzt ein günstiger Zeitpunkt ist, darüber zu diskutieren, wie wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen«, erwiderte David.»Dazu sind wir zu erschöpft.«»Das ist doch Quatsch!« fauchte Angela aufgebracht und setzte sich wieder an den Tisch.»Für dich ist der Zeitpunkt nie richtig.Das Problem ist aber, daß uns die Zeit davonläuft.Indem wir keine Entscheidung treffen, entscheiden wir uns in Wahrheit ja doch in gewisser Weise.Bis zum ersten Juli sind es nur noch eineinhalb Monate!«»Ist ja schon gut«, erwiderte David resigniert.»Ich hole meinen Terminkalender.« Angela hielt ihn zurück, als er aufstehen wollte.»Deine Termine müssen wir dafür gar nicht wissen«, stellte sie fest.»Wir können zwischen drei Alternativen wählen
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