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.Die ganze Nacht das Surren und Brummen, das Leuchten und Blinken der Lämpchen auf der Schalttafel.Die Pfeiftöne der Funkempfänger, die beleuchteten Skalen, das magische Auge, das Klacken der Relais.Manchmal stand ich auf, weil ich vor Aufregung nicht schlafen konnte.Ich setzte mich an den Platz des Funkers und bediente die Morsetaste, sandte unhörbare Signale ins All, während der ständig laufende Empfänger rätselhaftes Piepen und von Rauschen verzerrte Stimmen von sich gab.Die Mannschaft, die es lustig fand, ein kleines Kind an Bord zu haben, überbot sich zu meinem vierten Geburtstag darin, Geschenke für mich zu basteln.Spielzeug, ein Schlachtschiff, das explodieren konnte, eine Suppenkelle, ein Serviettenring in Form eines dicken Matrosen mit weißer Mütze, blauer Uniform und roter Knollennase, alles aus Holz, an der Drehbank gedrechselt und schön mit Lackfarbe angemalt.In einem Nebenraum fand die Bescherung statt.Sie war mit einem Schock für mich verbunden.In jenem typischen Seemannshumor, der Witz und Grausamkeit vereint, taten meine Wohltäter beim Überreichen der Präsente so, als ob sie sie durch das offene Bullauge aufs Meer hinauswarfen, während sie sie in Wirklichkeit hinter ihren Rücken verbargen.Ich weinte bitterlich, denn ich glaubte jedes Mal meine Schätze auf immer verloren.Es war das erste Mal in meinem Leben, dass sich Gewinn und Verlust so schmerzhaft gegenseitig durchdrangen.Für den ganzen, großen Rest meines Lebens blieb von nun an jedes Glück, jeder schöne Augenblick mit der schrecklichen Angst verschmolzen, alles sogleich wieder verlieren zu können.Ein besonderes Geschenk erhielt ich vom Stewart.Er führte mich in die Vorratskammer.Dort stand eine große Kiste voll weißen Puders.Der Stewart nahm mich hoch und setzte mich mitten hinein in diese arktische Welt.Sie bestand aus teilweise geklumptem Puderzucker.Wohin ich griff war Süße.Ich fasste in den süßen Schnee und leckte mir die Finger, die Hände, schob mir ganze Stücke in den Mund, nicht ahnend, dass sich für mich in diesem überirdischen Moment sämtliche Maßstäbe, was das Glück und Erfüllung anbelangte, auf immer verschoben.Andere Kinder zogen zwanzig Zentimeter lange hölzerne Schiffe hinter sich her.Mein Schiff war zweihundert Meter lang und aus Eisen.Alles war überdimensional.An Deck lagen zwei fünf Meter lange, mächtige, rostige Anker, auf denen ich herumkletterte.Irgendeiner von den Ingenieuren hatte mir eine große Kiste auf die Decksplanken gestellt, die zwar diesmal keinen Puderzucker enthielt, aber lauter interessante Schrottteile, Ventile, Rohrstutzen, Schalthebel usw.Mit ihnen baute ich bizarre Burgen.Die Kammer meines Vaters lag auf dem obersten Stock des Brückenaufbaus direkt hinter der Kapitänskammer.An den Kapitän entsinne ich mich nicht, vermutlich weil ich ihn innerlich abgesetzt hatte.Ich weiß aber noch, wie ich ein Windrädchen direkt neben ein Bullauge der Kapitänskajüte montierte.Der Kapitän hatte die ganze Nacht wegen des lauten Geräuschs kein Auge zugetan, was meinem Vater offenbar eine Rüge eintrug.Diesmal reichte es nicht, dass ich meinen Kopf über die Kloschüssel beugte.An Bord eines Kriegsschiffes herrschten andere Disziplinarmaßnahmen.Es gab eine Tracht Prügel von der Hand des Ersten Offiziers.Noch ein zweites Mal bekam ich von meinem Vater Hiebe.Ich hatte an den Decksaufbauten kleine rote Kästchen mit einem Knopf in der Mitte entdeckt, eine Kiste herbeigeschleppt, war hinaufgeklettert und hatte auf einen solchen Knopf gedrückt.Augenblicks dröhnten Sirenen, und es wuselte von Männern in Kampfanzügen und Stahlhelmen an Deck, die das Schiff gefechtsklar machten und die Flak besetzten.Ich hatte Alarm ausgelöst, und da keine Übung angekündigt war, glaubte man an einen Ernstfall.Meine kindliche Hybris war grenzenlos.Heute weiß ich, dass sie die logische Kehrseite der Entdeckermentalität ist.Es gibt keinen Entdecker, der nicht am Syndrom der Selbstüberschätzung leidet.Sie treibt ihn voran ins Unentdeckte, ins nicht von der Realität der Menschenwelt Befleckte.Nach dem erzwungenen Aufenthalt auf der ›Wikinger‹ ging es zurück in den Krieg mit seinen dunklen Kellernächten und den Säcken voller Angst auf schwarzen Buckeln.Nur noch einmal sah ich mein Schiff wieder.Wir besuchten meinen Vater in Hamburg.Die ›Wikinger‹ lag zur Reparatur im Dock.Beim großen Luftangriff auf diese Stadt wurde sie mittschiffs getroffen.Die Brücke brannte vollständig aus.Auf dem Arm meiner Mutter schwebte ich wenig später durch brennende Straßen über die Elbbrücken nach Harburg.Von dort ging es weiter im Zug gen Süden, an ausgebrannten Waggons vorbei und Lokomotiven, deren von Geschossen durchsiebten Eisenleibern Dampffontänen entströmten.Feuer wärmte und tötete, am Himmel zuckten die Finger der Flakscheinwerfer, im Garten und auf den Straßen brannten kleine Lagerfeuer der Phosphorbomben.Einmal, als Entwarnung war, ging ich hinaus auf die Straße.Die ganze Welt war bemalt, Bäume, Wege, Hausdächer, alles mit gelbem Lehm bedeckt.Er stammte aus den vielen Bombentrichtern.Plötzlich erschien ein riesiges brummendes Insekt über mir.Sein Stachel stanzte kleine Löcher in den Asphalt der Adolf-Hitler-Straße
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