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.Julia war so hungrig, dass ihr Magen schmerzte.Aber ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie hatte Mühe, die Bissen hinunterzuschlucken.Ein zunehmender Mond stand über den schneebedeckten Bergen und nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie Täler und Hügelketten erkennen.Die klare Stille kam ihr unwirklich vor.Alles war so friedlich, dass ihr das, was geschehen war, wie ein böser Traum vorkam.Sie saßen Schulter an Schulter und Julia spürte, wie Simon nach Worten suchte, wie er um eine Erklärung rang.Sie war ihm nicht mehr böse, weil er ihr nicht gleich von seiner Verletzung erzählt hatte.Vermutlich hätte sie vor Panik die Nerven verloren und sie wären jetzt nicht hier, sondern würden auf einem Polizeirevier sitzen.Schließlich holte er tief Luft und sagte: »Ich möchte dir danken, Julia.«Das hatte sie nicht erwartet und für einen Moment war sie verwirrt.»Danken wofür, Simon?«»Dass du hier bist, bei mir und Tommy.«»Wo sollte ich denn sonst sein?«»Ich weiß nicht.Irgendwo an einem Ort, der vernünftiger wäre als dieser hier.« Sein schlechtes Gewissen war beinahe greifbar.»Ich habe dich und Tommy in Gefahr gebracht.Das werde ich mir nie verzeihen.«»Hör auf, dir Vorwürfe zu machen, okay? Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern.Und uns ist ja nichts passiert.« Sie zögerte einen Moment.»Abgesehen von diesem hässlichen Ding in deiner Hüfte.Tut es eigentlich noch sehr weh?«»Ein Nein wäre gelogen«, sagte er.»Ich versuche, einfach nicht daran zu denken.«Julia beugte sie sich zu Simon und gab ihm einen Kuss.Sein Körper wärmte sie und sie wünschte, es würde immer so sein.Er legte seine Hand in ihren Nacken und fragte: »Bereust du, dass wir miteinander geschlafen haben?»Nein Simon.Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit.«»Ich hab dir wehgetan.«Julia dachte daran, wie behutsam Simon trotz seiner Aufregung gewesen war.»Ich bin froh, dass du das warst.«»Wirklich?«»Ja.«Später, als sie aneinandergekuschelt unter dem Schlafsack lagen, sehnte Julia sich danach, Simon ganz nah zu spüren.Aber vor Erschöpfung schlief er sofort in ihren Armen ein.Sie lauschte seinen Atemzügen, spürte seine Wärme durch den Stoff seines T-Shirts hindurch und das Pochen in ihrem Körper wurde stärker und stärker.Es pulste unter ihrer Haut, veränderte ihren Atem, veränderte sie.Der Wunsch, dieses Pochen zu beruhigen, war etwas Eigenständiges, losgelöst von ihren Gedanken.Der Beginn von etwas Neuem.Und Julia musste erfahren, wie schwer es war, mit dieser Sehsucht des Körpers einzuschlafen.27.Simon erwachte von einem stechenden Schmerz, den die Wunde in seiner Hüfte ausstrahlte.Er versuchte eine Lage zu finden, in der es weniger wehtat.Als er sich bewegte, seufzte Julia leise und blinzelte ihn verschlafen an.Aber sie wurde nicht wach.Durch die staubigen Fenster der Hütte drangen die ersten Sonnenstrahlen.Tommy würde bald aufwachen, lange konnte es nicht mehr dauern.Simon betrachtete Julias schlafendes Gesicht und die Erkenntnis, dass alles vorbei war, traf ihn wie ein Schlag ins Genick.Gestern noch hatten ihn die Schmerzen von den Dingen abgelenkt, an die er nicht denken wollte.Doch über Nacht war das Stechen in seiner Seite einem dumpfen Pochen gewichen.Der Tag erwachte und alles würde unweigerlich seinen Lauf nehmen.Er musste seine Wünsche, seine Sehnsüchte und seine Hoffnungen begraben.Er musste vernünftig sein.Das war er Julia, Tommy und den beiden Alten schuldig.Diese Menschen waren ihm wichtig und Simon wollte nichts mehr falsch machen.Auch wenn Julia im Augenblick noch schlafend neben ihm lag, ihr Körper warm an seinem – alles, was jetzt kam, würde sie weiter und weiter von ihm entfernen.Deutschland war so weit weg für ihn, sie hätte genauso gut auf einem anderen Planeten leben können.Simon gab einen traurigen Laut von sich und rückte ein Stück näher an Julia heran.Er wollte das Gefühl der Nähe bewahren, wenigstens noch für ein paar Minuten.Aber dann begann Tommy in seinem Bett zu rumoren und Julia wachte auf.Sie lächelte, als sie sah, wie nah Simon ihr war.»Guten Morgen«, sagte er.»Geht es dir gut?«»Hi«, flüsterte sie.»Geht’s dir denn gut?«»Ja.« Weil du bei mir bist.Tommy setzte sich auf in seinem Bett, begann zu schaukeln und ließ ein forderndes »Ba-ba-ba« hören.Er hatte Hunger.Simon schloss kurz die Augen und seufzte.Es blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzustehen und das zu tun, was getan werden musste.Nachdem Tommy gewindelt und gefüttert war, setzten sie ihn auf den Boden, wo er sich rutschend hin-und herbewegte und tastend das unbekannte Terrain erkundete.Er schien beinahe neugierig zu sein und war verblüffend friedlich.Simon feuerte den Holzherd an und sie bereiteten ein Frühstück aus gebratenen Eiern und Speck, Tee und Orangensaft.Als sie gegessen hatten, begann Tommy unruhig zu werden.»Ich werde mal versuchen, ihn in den Jeep zu setzen«, schlug Simon vor.»Vielleicht funktioniert es.«Er trug Tommy nach draußen und setze ihn auf den Beifahrersitz des Jeeps.Dann schloss er die Tür.Julia und er standen neben dem Auto und beobachteten, wie Tommy reagieren würde.Er merkte natürlich, dass er nicht in seinem geliebten Truck saß, aber unerwarteter Weise schien er sich mit dem Ersatz zufriedenzugeben.Julia griff nach Simons Hand.»Und was jetzt?«Er zog sie zur Bank vor der Hütte.»Wir müssen reden, okay?«Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und ließen ihre Blicke über das Hochtal schweifen.Saftig grüne Wiesen, hier und da noch Schneefelder und im Hintergrund die schroffen, schneebedeckten Gipfel der Ruby Mountains.Irgendwo in einem dieser Täler war der Vertrag von Ruby Valley unterzeichnet worden.Diese Tatsache erinnerte Julia daran, dass sie auch nach Nevada gekommen war, um herauszufinden, was das bedeutet: Indianerin zu sein.Eine klare Antwort darauf hatte sie noch nicht gefunden, aber sie hatte das Gefühl, der Sache ein großes Stück näher gekommen zu sein.Die Morgenluft war kühl und aus dem heißen Becken vor ihnen stiegen gespenstische Nebelschwaden.Überwältigt von der stillen Schönheit, die sie umgab, wurde Julia das Herz schwer.Sie konnten nicht länger hier bleiben, das wusste sie.Simon holte tief Luft.»Wir werden nach Salt Lake City fahren und das Krankenhaus suchen, in das sie deinen Großvater gebracht haben.Du wirst mit deiner Mutter telefonieren und sie bitten, dich dort abzuholen.« Er schluckte, es fiel ihm sichtlich schwer weiterzusprechen.»Ich werde Tommy an Ada übergeben und.« Wieder schwieg er.Julia wartete, aber es kam nichts.»Und was dann? Was wird aus dir?«Simon hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.»Dominic wohnt am Rand von Salt Lake.Ich hoffe, dass er zu Hause ist, dann kann ich meine Sachen bei ihm unterstellen.«»Ich wollte nicht wissen, was aus deinen Sachen wird, Simon
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