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.Hier geht es um den Besitz der Beginen und nicht um die Reinheit ihrer Seelen, Eudora.Ich muss mit dem Schreiber des Papstes sprechen.Es ist dringender denn je.Ihr könnt mir helfen.Aber seht zu, dass Pater Étienne Euch nicht dabei erwischt, wenn Ihr nach ihm sucht.Er bringt es fertig, uns hier einzusperren, wenn er merkt, dass wir unsere eigenen Pläne haben.«»Denkt Ihr, der Sekretär wird uns helfen?«»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ehrlich.»Ich bin mir nicht im Klaren darüber, warum er Pater Étienne an seiner Seite duldet.Aber ich denke, er wird uns nicht schaden wollen.« Hatte sie Recht? Violante klammerte sich an diese Hoffnung.»Hier muss es sein.«Eudora deutete auf die schmale Tür am Ende des Ganges, den eine im Zugwind flackernde Fackel im Halbdunkel ließ.Man konnte kaum zwischen Holz und Mauer unterscheiden.»Wollt Ihr ihn wirklich um diese Stunde aufsuchen? Es ist mitten in der Nacht, er wird wie jeder vernünftige Christenmensch schlafen.«»War sich der Knecht denn sicher, dass Bruder Simon hier wohnt?«»Er hat es behauptet, und ich glaube ihm.Er sagte auch, Bruder Simon lehne die Glutbecken ab, die er ihm anbietet.Er wohne so spartanisch wie ein Büßer, und das passt zu seinem Aussehen, findet Ihr nicht? Soll ich hier auf Euch warten?«»Nein, geht in unser Quartier zurück.Falls Pater Étienne auftaucht, sagt ihm, es gehe mir nicht gut, ich sei auf dem Abtritt.Ich traue ihm zu, dass er uns kontrolliert.«»Werdet Ihr alleine zurückfinden? Dieser Palast ist ein schlimmes Labyrinth.«»Bruder Simon wird mir helfen, macht Euch keine Sorgen.« Violante versuchte mehr Gewissheit zu verbreiten, als sie empfand.»Ihr könnt nicht hier bleiben.Es gibt sicher Wachen.Es würde ein schlechtes Licht auf uns werfen, wenn man Euch dabei ertappt, wie Ihr vor Kammertüren wartet, hinter denen die Diener des Papstes schlafen.«Sie küsste Eudora in einer Anwandlung jäher Zuneigung auf beide Wangen, ehe sie sich abwandte.Sie spürte ihr Erstaunen, aber sie ließ nicht zu, dass ein weiteres Wort ihre Freundschaft beschwor.Auf leisen Sohlen huschte sie zum Ende des Ganges.Ohne zu zögern, drückte sie vorsichtig die Tür auf.Ihr Herz klopfte bis zum Hals.Die Lederangeln gaben ein kaum hörbares Ächzen von sich.Eine Stundenkerze bildete die einzige Lichtquelle im Raum.Das bescheidene Kastenbett war leer.Die Decke lag ordentlich gefaltet am Fußende.Simon kniete auf einem hölzernen Betstuhl.Seine Stirn lag auf den gefalteten Händen, und er trug ein grobes Büßerhemd.Leise schloss sie die Tür hinter sich.Er hatte sie gehört und stand hastig auf.Seine hohe Gestalt wirkte ohne die Kutte noch hagerer, die dunklen Brauen, der Schatten des Bartes und die schmalen Lippen gehörten einem Mann, der sich jede Lebensfreude versagte.»Ysée!«Er nennt mich immer noch Ysée, dachte sie und verspürte eine Vertrautheit und Nähe, der sie nur zu gerne nachgegeben hätte.»Ich bin jetzt Violante von Courtenay«, erwiderte sie mit einer Stimme, der sie Festigkeit zu geben versuchte.»Was um Himmels willen tust du hier? Bist du ganz von Sinnen?« Der Augenblick der Schwäche ging vorüber.Sie fasste sich, verbarg die Hände in den Falten ihres Gewandes und sah ihn an.»Ihr habt gesagt, Ihr wollt mir Erklärungen geben.Ich habe gewartet.Ihr seid nicht gekommen.«»Ich habe dich auch gebeten, dein Gemach nicht zu verlassen und dich an Pater Étiennes Anordnungen zu halten.«»Das kann ich nicht länger.Der Pater ist gegen uns.Er will nicht mehr für die Beginen sprechen, weil er Angst vor Repressalien hat.«Simon stieß einen unwilligen Laut aus.»Zieh die Krallen ein, kleine Katze.Ich habe Étienne gesucht, um dich in diesem Palast in Sicherheit zu bringen.Von Mathieu erfuhr ich, dass du dich mit Colonna eingelassen hast.Du hast keine Ahnung, welche Gefahr das für dich bedeutet.«»Vielleicht hätte er mein Anliegen unterstützt?«»Meine liebe Violante, du hast keine Vorstellung, welche Intrigen in der Kirche gesponnen werden.Du weißt, wie viel mir daran liegt, dass du dich nicht in Gefahr begibst.Glaube mir, ich werde eine Lösung finden, mit der auch du leben kannst.Auf Colonna kannst du keinesfalls bauen.« Sein Ton verriet, dass es ihm ernst war.Violantes Hoffnungen schwanden.»Dann entspricht also Pater Étiennes Aussage der Wahrheit, dass die Entscheidung gegen die Beginen gefallen ist.«»Leider.Sie hat viele Hintergründe, aber vor allem ist es ein Handel zwischen König und Kirche.Der König will die Templer vernichten, die Ritter der Kirche, womit der Klerus empfindlich geschwächt wird.Sie waren lange für ihren Glauben in den Krieg gezogen, sie sind reich.Für die Kirche ist das ein finanzieller, ein Macht- und ein Prestigeverlust.Was die Beginen anbelangt, lässt der König dafür den Papst gewähren.Mit dem Verzicht auf die Beginenhöfe versucht er vor allem die italienischen Bischöfe, denen die Beginen ein Dorn im Auge sind, zu beschwichtigen.Den Verlust an Grundsteuer, der ihm bei diesem Handel entsteht, nimmt der König dabei gerne in Kauf.Du hättest nie eine Aussicht, in die Geschehnisse einzugreifen.«Der Ernst seiner Worte verlieh der Begründung bittere Endgültigkeit.Tränen der Verzweiflung standen Violante in den Augen.»Violante…«Er griff nach ihren Händen, aber sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.Sie sah ihn verzagt an.Im dunkelblauen Ozean seiner Augen stand kein Zorn, nur Wärme und Sehnsucht.Eine Zuneigung, die allen Trotz und allen Widerstand in nichts auflöste.Führte sie wirklich nur ihre Mission zu ihm? Oder hatte das starke Verlangen, von ihm in die Arme genommen zu werden, ihre Schritte gelenkt? »Simon…«MATHIEU VON ANDRIEUVienne, Herberge »Zur Alten Mühle«, 21.Oktober 1311Der kleine Fluss Gère, der die Mühlen oberhalb der Herberge antrieb, rauschte unter seinem Fenster vorbei.Nach dem Gewitterschauer war das Flüsschen mächtig angestiegen.Mathieu fragte sich, ob auch in Andrieu solche Wassermassen vom Himmel gefallen waren und ob die Bauern ihre Ernte rechtzeitig in die Scheuern hatten bringen können.»Die Briefe sind fertig [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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