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.Catherine’s House, Kingsway.Laß dies die richtige Stelle sein, betete sie im stillen; dabei erinnerte sie sich an die Erzählungen ihrer Adoptiveltern, wie die Behörden in Salisbury sämtliche Geburtenregister überprüft und ihr Foto in den umliegenden Gemeinden ausgehängt hatten, um ihre Angehörigen ausfindig zu machen.Aber wenn sie nun in London geboren und zufällig in den Zug geraten war… Laß es stimmen, dachte sie.Laß es wahr sein.Sie hatte den Besuch hier bereits für den Vortag geplant, aber dann festgestellt, daß da in ihrem Terminkalender die Fahrt nach Worcester eingetragen war, worauf sie sofort beschloß, sich an ihre ursprüngliche Planung zu halten.Lag es daran, daß sie be-fürchtete, in eine Sackgasse zu geraten, daß die Erinnerung an die in Bahnhofsnähe gefallenen Bomben, an die Namen Sarah und Molly Marsh oder Merrish nur ein während der Hypnose entstandenes Zufallsprodukt sein könnte?Am Auskunftsschalter reihte sie sich in eine unvermutet lange Warteschlange ein.Aus Gesprächsfetzen schloß sie, daß die meisten Familienforschung betrieben.Als sie endlich dran war, teilte ihr der Beamte mit, daß die Geburtenregister in der ersten Abteilung archiviert seien, in dicken, entsprechend beschrifteten Jahresbänden.»Jedes Jahr ist in vier Quartale unterteilt, und die Bände sind März, Juni, September, Dezember markiert«, wurde sie informiert.»Welches Datum brauchen Sie?… 4.oder 14.Mai? Dann müssen Sie im Juni-Band nachschlagen.Der enthält die Register für April, Mai und Juni.«In dem Raum herrschte rege Betriebsamkeit.Einen Sitzplatz gab es nur an einem der langen, bankartigen Tische.Judith zog das jägergrüne Cape mit Kapuze aus, das sie sich morgens spontan bei Harrods gekauft hatte.»Bildschön, finden Sie nicht?«hatte die Verkäuferin gesagt.»Und genau richtig bei diesem komischen Wetter.Nicht zu schwer, aber mit einem Pullover darunter mollig warm.«Sie trug einen grobmaschigen, handgestrickten Pulli, Stretch-hosen und Stiefel, ihr Lieblingsaufzug.Die bewundernden Blik-ke, die ihr folgten, bemerkte sie nicht und nahm sich den Band mit der Aufschrift Juni 1942 vor.Unter den Familiennamen Marrish oder Marsh fand sie zu ihrer Bestürzung keinerlei Eintragung, die auf Sarah oder Molly lautete.War alles, was sie unter Hypnose gesagt hatte, lediglich ein Hirngespinst? Sie stellte sich wieder in der Schlange an und landete nach einer Weile vor dem Auskunftsschalter.»Muß die Registrierung nicht binnen eines Monats nach der Geburt des Kindes erfolgen?«»Ganz recht.«»Dann habe ich den richtigen Band.«»Nicht unbedingt.1942 war ein Kriegsjahr.Durchaus möglich, daß die Eintragung erst im nächsten Quartal oder noch spä-ter vorgenommen wurde.«Judith kehrte zu ihrem Platz zurück und begann unter Marrish und Marsh nach Vornamen mit dem Anfangsbuchstaben S zu suchen.Vielleicht war Sarah aber auch mein zweiter Vorname, dachte sie.Mit dem pflegt man ja Kinder zu rufen, die nach der Mutter genannt sind.Doch es fand sich keine entsprechende Eintragung.In jeder Rubrik war der Familienname aufgeführt, dann der Vorname des Neugeborenen, der Mädchenname der Mutter und der Bezirk, in dem das Kind zur Welt gekommen war.Mit diesen Angaben waren noch der Band und die Seiten-zahl des Registers aufgeführt, die zur Ausfertigung von Kopien der Geburtsurkunde benötigt wurden.Ohne den richtigen Namen lande ich also in einer Sackgasse, dachte sie.Sie verließ das Amt erst bei Dienstschluß.Das stundenlange Hocken über den Büchern hatte ihr Muskelkater in den Schultern, Augenbrennen und Kopfschmerzen eingebracht.Leicht würde sie jedenfalls nicht ans Ziel gelangen.Wenn sie doch nur Stephens Unterstützung gewinnen könnte.Durch seine Interven-tion ließe sich vermutlich sachkundige Hilfe finden.Vielleicht gab es Methoden, in den Registern nachzuforschen, von denen sie keine Ahnung hatte… Und vielleicht war diese Sarah Marrish oder Marsh auch nur ein Produkt ihrer Phantasie, ein Streich, den ihr das Unterbewußtsein gespielt hatte.Auf dem Anrufbeantworter befand sich eine Nachricht von Stephen.Beim Klang seiner Stimme wurden ihre Lebensgeister wieder wach.Rasch wählte sie die Nummer seines Direktan-schlusses im Ministerium.»Machst du wieder mal Nacht-schicht?« erkundigte sie sich, als sie zu ihm durchgestellt wurde.Er lachte.»Das gleiche könnte ich dich fragen.Wie war’s in Worcester? Beeindruckt von unserem Mangel an Bruderliebe?«Sie hatte angedeutet, daß sie diesen Tag nochmals in Worcester verbringen würde.Von der Suche nach ihren leiblichen Angehörigen wollte sie ihm keinesfalls erzählen.Nach kurzem Zögern sprudelte sie heraus: »Mit den Recherchen war’s heute ein bißchen lahm, aber das gehört auch dazu.Hast du das Wochenende ebenso genossen wie ich, Stephen?«»Ich habe dauernd daran gedacht.Für mich im Moment ein wahrer Lichtblick…«Sie waren am Samstag und am Sonntag in Edge Barton ausge-ritten.Stephen hatte sechs Pferde im Stall.Marker, sein kohl-schwarzer Wallach, und Jumper, eine Stute, waren seine Lieb-linge, beides Springer.Stephen war ganz begeistert, daß Judith das Tempo mithielt, als sie durch das Gelände galoppierten und mühelos über die Zäune setzten.»Du hast mir doch erzählt, daß du ein bißchen reiten kannst«, sagte er vorwurfsvoll.»Früher bin ich viel geritten.In den letzten zehn Jahren hatte ich kaum noch Zeit dafür.«»Das merkt man überhaupt nicht.Als mir einfiel, daß ich dich nicht auf den Bach aufmerksam gemacht habe, bekam ich einen Mordsschreck.Die Pferde scheuen, wenn der Reiter da nicht aufpaßt.«»Irgendwie hab ich damit gerechnet«, hatte sie geantwortet.Nach dem Absteigen waren sie Arm in Arm vom Stall zu-rückgeschlendert
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