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.«Ich blickte nieder aufs Schachbrett.Der Zug mit dem Springer war falsch.Ich stellte ihn dorthin zurück, von wo ich ihn weggenommen hatte.Edle Springer hatten keinen Sinn in dieser Partie.Es war kein königliches Spiel.Ich sah sie wieder an.Sie lag jetzt still, das blasse Gesicht auf dem Kissen, die Augen groß und dunkel und leer wie Regenfässer in der Trockenzeit.Eine ihrer kleinen fünffingrigen Hände ohne Daumen zupfte fahrig an der Decke.Irgendwo in ihr erwachte allmählich der schwache Schimmer eines Zweifels.Sie wußte es noch nicht.Es ist so schwer für Frauen – selbst für nette Frauen – zu begreifen, daß ihr Körper nicht unwiderstehlich ist.Ich sagte: »Ich geh raus in die Küche und hol mir was zu trinken.Wollen Sie auch?«»Hmhm.« Dunkle, schweigende, verständnislose Augen starrten mich ernst an, und der Zweifel in ihnen wurde größer, kroch geräuschlos in sie hinein, wie eine Katze, die im hohen Gras eine junge Schwarzdrossel beschleicht.»Wenn ich zurückkomme, und Sie sind angezogen,bekommen Sie Ihren Drink.Okay?«Ihre Zähne teilten sich, und ein schwacher zischender Laut kam aus ihrem Mund.Sie gab mir keine Antwort.Ich ging hinaus in die kleine Küche und holte etwas Scotch und Sodawasser heraus und mixte zwei Highballs.Ich hatte nichts wahrhaft Aufputschendes zu trinken wie Nitroglyzerin oder destillierten Tigeratem.Sie hatte sich nicht gerührt, als ich mit den Gläsern zurückkam.Das Zischen hatte aufgehört.Ihre Augen waren wieder tot.Ihre Lippen begannen mir zuzulächeln.Dann setzte sie sich plötzlich auf und warf alle Decken von sich und streckte die Hand aus.»Gib her.«»Wenn Sie angezogen sind.Nicht bevor Sie angezogen sind.« Ich stellte die zwei Gläser auf dem Kartentisch ab und setzte mich hin und steckte mir eine neue Zigarette an.»Auf gehtś.Ich seh nicht hin.«Ich blickte weg.Dann hörte ich plötzlich den scharfen Zischlaut.Das schreckte mich so auf, daß ich wieder zu ihr hinsah.Sie saß nackt da, auf ihre Hände gestützt, den Mund etwas offen, ihr Gesicht glich einem abgeschabten Knochen.Der Zischlaut drang aus ihrem Mund, als ob sie nichts damit zu tun hätte.In ihren Augen, so leer sie auch blickten, war etwas, das ich nie in den Augen einer Frau gesehen hatte.Dann bewegten sich ihre Lippen langsam und sorgfältig, als seien es künstliche Lippen, die durch Federn bewegt werden mußten.Sie sagte ein obszönes Schimpfwort.Es störte mich nicht.Es störte mich nicht, wie sie mich nannte, wie sonstwer mich nennen mochte.Aber dies hier war mein Zimmer, in dem ich wohnte.Es war alles, was ich an Zuhause hatte.In ihm waren sämtliche Dinge, die mir gehörten, die eine Bedeutung für mich hatten, eine Vergangenheit, alles was mir eine Familie ersetzte.Nicht viel; ein paar Bücher, Bilder, Radio, Schachfiguren, alte Briefe, dies und das.Nichts.An ihnen hingen alle meine Erinnerungen.Ich konnte sie nicht länger in diesem Raum ertragen.Das Schimpfwort machte es mir nur klarer.Ich sagte bedächtig: »Ich gebe Ihnen drei Minuten, um sich anzuziehen und hier zu verschwinden.Wenn Sie dann nicht verschwunden sind, werfe ich Sie raus – mit Gewalt.So wie Sie sind, splitternackt.Und Ihre Kleider werfe ich Ihnen nach in den Flur.Nun ein bißchen fix.«Ihre Zähne klapperten, und das Zischen war scharf und tierisch.Sie schwang ihre Füße auf den Boden und griff nach ihren Kleidern auf einem Stuhl neben dem Bett.Sie zog sich an.Ich sah ihr zu.Sie zog sich an mit steifen, unbeholfenen Fingern – für eine Frau –, aber trotzdem schnell.Sie war in etwas mehr als zwei Minuten angezogen.Ich hab auf die Uhr gesehen.Da stand sie neben dem Bett und hielt eine grüne Tasche gegen einen pelzbesetzten Mantel.Ein verrückter grüner Hut saß schief auf ihrem Kopf.Sie stand einen Moment lang da und zischte mich an, das Gesicht noch immer bleich wie ein abgeschabter Knochen, die Augen noch immer leer und doch voller Dschungelleidenschaft.Dann ging sie schnell zur Tür und öffnete sie und ging hinaus, ohne zu sprechen, ohne zurückzublicken.Ich hörte, wie sich der Aufzug mit einem Ruck in Bewegung setzte und durch den Schacht glitt.Ich ging zu den Fenstern und zog die Jalousien hoch und machte die Fenster weit auf.Die Nachtluft wehte herein mit einer Art schaler Weichheit, die an Autoabgase und die Straßen der Stadt erinnerte.Ich langte nach meinem Glas und trank es langsam aus.Die Tür des Apartmenthauses schloß sich unter mir.Schritte klapperten auf dem stillen Pflaster.Ein Wagen startete nicht weit weg.Er raste in die Nacht hinein mit kreischenden Gängen.Ich ging zurück zum Bett und blickte darauf nieder.Auf dem Kissen war noch der Eindruck ihres Kopfes, auf den Laken der ihres verruchten kleinen Körpers zu sehen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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