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.Er hatte es schon seit Jahren nicht mehr der Mühe für werth gehalten, kleinen Versuchungen gegenüber unzugänglich zu sein.In große Versuchungen war er leider im Grunde noch gar nicht geführt worden.Aber hat man überhaupt ein Recht, zwischen ›kleinen‹ und ›großen‹ Versuchungen zu unterscheiden? Adam sagte sich, daß sein Verhältniß zu der Ehe.seine persönliche Auffassung der Ehe im landläufigen Sinne, im Mund- und Buchstabensinne, eine bodenlos »unmoralische« sei.Aber was that das? Er wollte – hm! nun ja! – er wollte also ›Privatdocent‹ werden – irgendwo.in Van Diemensland, Tokio oder Angra Pequena, das war egal.Dazu bedurfte er reicher Mittel.Broschüren weiterschmieren.Leitartikel für conservative Zeitungen zusammenlügen, das hatte nicht viel Werth.Das brachte nicht viel ein – und konnte ihn zudem noch in Verhältnisse stoßen, die Opfer von ihm forderten.Opfer, die er bei seiner ziemlich anspruchsvollen Natur kaum auf sich nehmen konnte.Den ›Märtyrer‹ spielen – nein! Vielleicht hatte er es einmal vermocht.Vor Jahren, vor vielen Jahren – heute vermochte er es sicher nicht mehr.Und sich sonst zum Träger einer ›Rolle‹ aufwerfen –? Es hatte nicht viel Zweck.Mag es den Friseuren überlassen bleiben, auf vorüberflatternde lange Haare lüstern zu sein.In sich sein – bei sich sein, in sich hineinleben, aus sich herausleben – darauf kam es an.Ein paar kleine Zugeständnisse mußten gemacht werden.Darauf kam es ja aber auch nicht an.Doch.sich ausleben.in der Fülle und Kraft, wie er es sich einmal erträumt, vor Jahren für spätere Zeiten der Freiheit erträumt hatte – davon konnte wohl kaum mehr die Rede sein.Er fühlte oft eine so furchtbare Leere in der Brust.wie Einer, der an heftigem Schleimhusten leidet, meint, seine Brust sei leer, ganz leer, ganz hohl.Und doch! Er mußte sich dieses Weib zu eigen machen, tausend Gründe zwangen ihn dazu.Er liebte eigentlich die Menschen.aber mit gewissen Vertretern sotaner ›Menschheit‹ kam er zeitweilig sehr ungern in Berührung.Und dann um Gotteswillen keine Enge, keine Beschränkung, keine Noth! Die Noth stimmt Alles so herab.entnervt.entseelt Alles.höhlt aus.zerfrißt.Nur nicht mechanisch vegetiren, wo man das natürliche Recht besitzt, organisch zu leben.Was hätte er davon, fragte sich Adam, daß er wußte, wie Peter seine Wurst ißt und Paul seinen Furz läßt? Totalement Nix! Das ist ja Alles so gleichgültig.Aber das Volk – hm! das Volk – das ›Volk‹!.Man könnte mit seiner Hülfe unter Umständen eine vorzügliche Carrière machen! Socialdemokratischer Reichstagsabgeordneter! Donnerwetter! das wäre 'was? Nicht? Hm! Nur die Glacéhandschuhe müßte man sich abgewöhnen.und.und sich nicht mehr darüber wundern, daß es die Menschen für eminent überflüssig halten, ihren geliebten Mitmenschen eine Lüge nachzurechnen und demonstrativ vorzuwerfen!.Doch.die Zukunftsidee des Proletariats – sie wird und wächst – und sie siegt auch zweifellos einmal – aber ich – declamirte sich Adam mit sonorem Pathos vor – ich ruhe mich doch von den Strapazen, Dummheiten und Narrenspossen des Lebens wahrhaftig viel lieber à la Hamlet zwischen den Beinen eines Weibes aus, als innerhalb der vier Wände einer monströsen Gefängnißzelle.Und so kommt man denn allmählich dahinter, daß man zu Allem und noch Verschiedenem außerdem verflucht untauglich ist!.Aber – hielt sich Adam plötzlich selber auf – wie oft schon habe ich dieses dumme, triste, oberfaule Zeug durchgewürgt! Es ist ja leider Alles so scandalös richtig, doch sollte man sich das Blech nicht zu oft vorkauen.Lassen wir wieder einmal die Zukunft eben – Zukunft und die Gegenwart eben – Gegenwart sein! Das Andere ›findet sich‹ schon von ›janz alleene‹.Trinken wir lieber noch 'n Glas Absynth! Den ersten Schluck auf Lydias Wohl! Es lebe der Leichtsinn und seine ehrenwerthe Amme –: die Allerweltsgleichgültigkeit!.Adam sah nach der Uhr.Es war kurz nach Eins.So hatte er sich doch fast eine Stunde in der Stadt herumgetrieben.Und was hatte er von der endlosen Konversation mit seinem höchsteigenen Ich profitirt? Er hatte sich eine Reihe tödtlich langweiliger Thatsachen vorerzählt und war schließlich zu keinem Resultate gekommen.Nun! das war ihm schon öfter passirt.Darüber brauchte er sich nicht mehr zu ärgern.Schließlich würde er ja schon handeln, wir er mußte – wie er gezwungen sein würde.Und das ließ sich abwarten.bequem abwarten.Adam orientirte sich.Er bemerkte, daß er aus der stillen, vornehmen Gegend, in der Frau Lange wohnte, unwillkürlich in die Mitte der Stadt seinen Weg genommen.Da konnte es ja bis zum Wiener Café nicht mehr weit sein.Nach einigen Minuten hatte Adam sein Ziel erreicht.Er trat ein.Es war sehr schwül, dunstig in dem großen, hellerleuchteten, vollbesetzten Raume.Die Gerüche von Kuchen, Kaffee, Cigaretten, Billardkreide, Menschenschweiß schwammen in der dicken, schweren, von schwarzblauen Rauchschwaden und Dunstpolstern durchlagerten Luft.Dazu ein wirres, gesetzloses, unregelmäßiges Gesumme und Gebrause von Menschenstimmen.die Musik aneinandergeschlagener Tassen.das schrille Klappern der Löffel.das kalkige Rollen der Billardbälle.Adam suchte nach einem unbesetzten Tische.Er suchte vergebens.Da kam der Zahlkellner auf ihn zugelaufen, nahm ihm Hut und Ueberzieher ab und machte ihn in seiner souverän-zudringlichen, gleichgültig-interessirten Art auf einige leere Stühle aufmerksam.Schließlich ließ sich Adam an einem kleinen, runden, so ziemlich in der Mitte des Cafés stehenden Tische nieder, an dem schon ein Herr und eine Dame saßen.Die Dame hatte Adam nun links neben sich, den Herrn sich gegenüber.Er betrachtete seine Nachbarn.Aber jetzt tauchte vorerst ein Kellner auf.»Was darf ich bringen?
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