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.Manchmal fuhr er mit ihr in abgelegene Restaurants am Rande Londons; einmal nach Burnham Beeches zum Spazierengehen, einmal in den Zoo im Regent’s Park.Doch wo immer sie auch waren, er sprach unentwegt mit ihr über ihre Geistesverfassung und instruierte sie für alle möglichen Zufälle, ohne jemals genau zu sagen, um was es dabei eigentlich ging.Was werden sie als nächstes tun? fragte sie.Sie machen Nachprüfungen.Sie beobachten dich, denken über dich nach.Manchmal erschrak sie über sich selbst, wenn es bei ihr zu unvorhergesehen feindseligen Ausfällen gegen ihn kam, doch versicherte er ihr wie ein guter Arzt, dass diese Symptome in ihrem Zustand ganz normal seien.»Mein Gott, ich bin der archetypische Feind.Ich habe Michel umgebracht, und wenn ich eine Möglichkeit hätte, würde ich dich auch umbringen.Du hast doch allen Grund, mich mit größtem Argwohn zu betrachten.«Danke für die Absolution, dachte sie und wunderte sich insgeheim über die anscheinend endlosen Facetten ihrer gemeinsamen Schizophrenie: Verstehen heißt verzeihen!Bis dann der Tag kam, an dem er ihr verkündete, sie dürften vorläufig überhaupt nicht mehr zusammentreffen, es sei denn, es käme zu einer extremen Notsituation.Er schien zu wissen, dass bald etwas passieren würde, weigerte sich jedoch, ihr zu sagen, um was es sich handelte, weil er fürchtete, sie würde nicht entsprechend ihrer Rolle reagieren.Oder überhaupt nicht reagieren.Er sei in der Nähe, sagte er und erinnerte sie an sein Versprechen, das er ihr in dem Haus in Athen gegeben hatte: in der Nähe - aber nicht da - und zwar Tag für Tag.Und nachdem er ihr Gefühl der Unsicherheit - vielleicht sogar absichtlich - fast bis zur Unerträglichkeit strapaziert hatte, schickte er sie zurück in das Leben der Isolation, das er für sie erfunden hatte; diesmal jedoch mit dem Tod ihres Liebhabers als Thema.Ihre einst geliebte Wohnung wurde jetzt, da sie sie bewusst vernachlässigte, zum ungepflegten Schrein der Erinnerung an Michel, wie eine Kapelle zum Ort schmieriger Stille.Bücher und Broschüren, die er ihr geschenkt hatte, lagen an angestrichenen Stellen aufgeschlagen und mit dem Text nach unten über Boden und Tisch verstreut.Nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, setzte sie sich mit einem Schulheft an ihren Schreibtisch, schob es zwischen das Durcheinander und machte sich Auszüge aus einigen Briefen.Sie hatte vor, eine geheime Denkschrift über ihn zusammenzustellen, aus der er für eine bessere Welt als arabischer Che Guevara hervorgehen sollte.Sie dachte daran, sich an einen ihr bekannten Kleinverleger zu wenden: »Botschaften eines ermordeten Palästinensers«, auf schlechtem Papier gedruckt, mit vielen Druckfehlern.Diese Beschäftigungen waren, wie Charlie sehr wohl wusste, wenn sie die Dinge objektiv betrachtete, irgendwie wahnsinnig.Aber andererseits wusste sie auch, dass es ohne Wahnsinn keine Normalität gab; da war ihre Rolle - oder gar nichts.Sie machte nur wenige Ausflüge in die Welt draußen, aber eines Abends besuchte sie, um sich selbst zu beweisen, dass sie entschlossen war, Michels Flagge für ihn in die Schlacht zu tragen, wenn sie nur ein Schlachtfeld fand, eine Versammlung von Genossen in den oberen Räumen einer Kneipe bei St.Pancras.Dort saß sie mit den Total-Verrückten zusammen, von denen die meisten bereits völlig stoned waren, wenn sie dorthin kamen.Trotzdem stand sie es durch und erschreckte sowohl sich selbst als auch die Leute dort mit einer wirklich wütenden Brandrede gegen den Zionismus in all seinen faschistischen und völkermordenden Ausprägungen, die bei Vertretern der radikalen jüdischen Linken, und darüber amüsierte sich ein anderer Teil von ihr insgeheim, nervös vorwurfsvolle Reaktionen hervorrief.Ein andermal setzte sie Quilley mit Spektakel wegen künftiger Rollen zu - was sei denn eigentlich mit den Probeaufnahmen für den Film geworden? Verdammt noch mal, Ned, ich brauche Arbeit! In Wahrheit war es jedoch so, dass ihre Begeisterung für die Kunstbühne ziemlich nachließ.Sie hatte sich ganz dem Theater der Wirklichkeit verschrieben, solange es dauerte und trotz der immer größeren Risiken.Dann begannen die Warnungen, wie das Heulen und Knarren in der Takelage, das auf hoher See einen Sturm ankündigt.Die erste Warnung erreichte sie ausgerechnet über den armen Ned Quilley: er rief sie viel früher am Tage, als es seine Gewohnheit war, an und wollte angeblich einen Anruf von ihr erwidern, den sie am Tag zuvor gemacht hatte.Aber sie wusste sofort, das war etwas, was Marjory ihm aufgetragen hatte, gleich zu erledigen, wenn er ins Büro kam - ehe er es vergaß, sich nicht mehr traute oder sich einen Mutmacher genehmigte.Nein, er habe nichts für sie, wolle jedoch ihren Lunch für heute absagen, sagte Quilley.Kein Problem, erwiderte sie tapfer bemüht, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen; denn dieser Lunch hatte etwas Besonderes sein sollen, bei dem sie den Abschluss ihrer Tournee feiern und sich darüber hatten unterhalten wollen, was sie als nächstes machen könne.Sie hatte sich ausgesprochen darauf gefreut, hatte gemeint, sich so etwas ruhig einmal gönnen zu können.»Ist schon in Ordnung«, sagte sie nochmals und wartete darauf, dass er nun mit seiner Entschuldigung herausrücken würde.Statt dessen drehte er den Spieß um und machte den ungeschickten Versuch, verletzend zu sein.»Ich halte das im Augenblick einfach nicht für angebracht«, sagte er arrogant.»Ned, was ist los? Wir sind schließlich nicht in der Fastenzeit.Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gekrochen?« Ihre aufgesetzte Unbeschwertheit, mit der sie es ihm hatte leichter machen wollen, stachelte ihn jedoch womöglich nur dazu auf, noch hochtrabender zu werden.»Charlie, ich weiß nicht, was du dir eigentlich dabei gedacht hast«, begann er sehr von oben herab.»Ich bin ja selbst mal jung gewesen und keineswegs so stockkonservativ, wie du vielleicht meinst, aber wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was mir so zugeflüstert wird - ich weiß nicht, aber dann wäre es vielleicht für uns beide besser…« Aber da er ihr bezaubernder Ned war, brachte er es einfach nicht fertig, ihr den Todesstoß zu versetzen, und so sagte er nur: »Lass uns unsere Verabredung verschieben, bis du wieder zur Vernunft gekommen bist.« An diesem Punkt hatte er nach Marjorys Drehbuch offensichtlich auflegen sollen, was ihm freilich erst nach mehreren Anläufen und einiger Hilfe von Charlie gelang.Sie rief augenblicklich zurück und bekam Mrs.Ellis an die Strippe, und genau das hatte sie gewollt.»Was ist denn bloß los, Pheeb? Riech’ ich denn plötzlich aus dem Mund?«»Ach, Charlie, was hast du dir denn nur dabei gedacht?« fragte Mrs.Ellis und sprach sehr leise aus Angst, ihr Telefon könnte angezapft sein.»Die Polizei war den ganzen Vormittag lang hier, deinetwegen, drei Mann hoch, und keiner von uns darf darüber reden.« »Na, die können mich mal!« sagte sie unverdrossen.Eine ihrer routinemäßigen Überprüfungen, sagte sie sich
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