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.Schon brennt die Lampe, und ich mache, in bitteren Tabaksqualm gehüllt, Bilanz.Mein Herz ist voll Stolz.Ich habe zwei Oberschenkel amputiert, und die Zehen kann ich nicht mehr zählen.Ausschabungen stehen hier achtzehn notiert.Ein Bruch.Ein Luftröhrenschnitt.Ich habe ihn gemacht, und er verlief erfolgreich.Wie viele riesige Eiterbeulen habe ich geöffnet! Und dann die Bandagen bei Knochenbrüchen.Gips- und Stärkebandagen.Verrenkungen gerichtet.Intubationen.Entbindungen.Kommen Sie, womit Sie wollen.Einen Kaiserschnitt werde ich nicht machen, das stimmt.Den kann man in die Stadt schicken.Aber Zangengeburten, Wendungen – soviel Sie wollen.Ich erinnere mich an mein Staatsexamen in Gerichtsmedizin.Der Professor sagte:»Sprechen Sie über Schußwunden aus geringer Entfernung.«Ich legte beherzt los, sprach lange, und vor meinem visuellen Gedächtnis schwebte eine Seite aus einem dickleibigen Lehrbuch vorüber.Endlich war ich ausgepumpt, der Professor musterte mich angewidert und sagte knarrend:»Bei Schußwunden aus geringer Entfernung passiert nichts von allem, was Sie erzählt haben.Wieviel Einsen haben Sie schon?«»Fünfzehn«, antwortete ich.Er setzte eine Drei neben meinen Namen, und ich ging in Nebel und Schande davon …Ging davon, fuhr bald darauf nach Murjewo, und nun bin ich hier allein.Weiß der Teufel, was bei Schußwunden aus geringer Entfernung passiert, aber als hier vor mir auf dem Operationstisch ein Mann mit blasig-rosa Blutschaum vor dem Mund lag, verlor ich da etwa den Kopf? Nein, obwohl seine ganze Brust aus geringer Entfernung von Wolfsschrot zerfetzt war, ich die Lunge sehen konnte und das Brustfleisch zerrissen herunterhing.Anderthalb Monate später verließ er das Krankenhaus lebendig.In der Universität war ich kein einziges Mal für würdig befunden worden, eine Geburtszange in die Hand zu nehmen, hier hingegen habe ich sie, freilich zitternd, sehr bald benutzt.Ich will nicht leugnen, daß ich einen merkwürdigen Säugling holte: Die eine Kopfhälfte war geschwollen, blaurot, ohne Auge.Mir wurde eiskalt.Dumpf nur hörte ich Pelageja Iwanownas Trostworte:»Macht nichts, Doktor, Sie haben ihm das eine Zangenblatt über das Auge gelegt.«Ich zitterte zwei Tage lang, dann sah der Kopf normal aus.Was habe ich nicht für Wunden vernäht! Was habe ich nicht alles gesehen an eitrigen Rippenfell- und Lungenentzündungen, an Typhus, Krebs, Syphilis, Brüchen (und sie zurückgedrängt), Hämorrhoiden, Sarkomen!Hingerissen schlage ich das Patientenbuch auf und addiere eine Stunde lang.Dann bin ich fertig.In dem einen Jahr bis zum heutigen Abend habe ich 15 613 Patienten behandelt.An stationären Fällen hatte ich 200, und gestorben sind nur sechs.Ich klappe das Buch zu und gehe schlafen.Als vierundzwanzigjähriger Jubilar liege ich im Bett und denke im Einschlafen daran, welch riesige Erfahrung ich jetzt besitze.Was habe ich zu fürchten? Nichts.Ich habe Erbsen aus Knabenohren geholt, habe geschnitten, geschnitten, geschnitten … Meine Hand ist mutig, sie zittert nicht.Ich habe alle möglichen Vertracktheiten gesehen und habe gelernt, Weiberreden zu verstehen, die kein Mensch versteht.Ich kenne mich darin aus wie Sherlock Holmes in geheimnisvollen Dokumenten … Der Schlaf kommt immer näher …»Ich kann mir wahrhaftig nicht vorstellen«, brumme ich im Einschlafen, »daß man mir einen Fall bringen könnte, der mich in die Sackgasse führte.In der Hauptstadt wird man vielleicht sagen, dies sei Feldscherismus … sollen sie … Die haben gut reden in ihren Kliniken und Universitäten … und Röntgenräumen … ich muß hier … alles machen … und die Bauern brauchen mich … Was habe ich früher gezittert, wenn es klopfte, wie habe ich mich innerlich vor Angst gekrümmt … Jetzt aber …«»Wann ist das passiert?«»Vor einer Woche, Väterchen, eine Woche ist es her, mein Lieber, da ist es herausgetreten …«Die Frau schniefte.Der graue Oktobermorgen des ersten Tages meines zweiten Jahres schaute zum Fenster herein.Gestern abend hatte ich vor dem Einschlafen stolz geprahlt, heute morgen stand ich im Kittel da und blickte verwirrt …Sie hielt den einjährigen Knaben wie ein Holzscheit in den Armen, und der Knabe hatte kein linkes Auge.Statt des Auges quoll aus den gespannten, entzündeten Lidern eine gelbliche Kugel von der Größe eines kleinen Apfels.Der Knabe schrie und strampelte qualvoll, die Frau schniefte.Ich war fassungslos.Ich untersuchte das Ding von allen Seiten.Demjan Lukitsch und eine der Hebammen standen hinter mir.Sie schwiegen, hatten so etwas auch noch nie gesehen.Was ist das … Ein Gehirnbruch … Hm … der Junge lebt … Ein Sarkom … Hm … ziemlich weich … Eine nie gesehene, unheimliche Geschwulst … wo die bloß herkommt … Hat sich wohl aus dem früheren Auge entwickelt … Vielleicht war nie ein Auge da … Jedenfalls ist jetzt keins da …»Hör zu«, sagte ich in einer Eingebung, »ich muß das Ding herausschneiden …«Und schon stellte ich mir vor, wie ich das Lid einschneide, zur Seite ziehe und …Und was? Was dann weiter? Vielleicht kommt das wirklich aus dem Gehirn … Puh, verdammt … Ziemlich weich … ähnlich wie Gehirn …»Schneiden?« fragte die Frau erbleichend.»Am Auge schneiden? Damit bin ich nicht einverstanden …«Entsetzt wickelte sie den Säugling in seine Tücher.»Er hat ja kein Auge«, antwortete ich entschieden, »sieh doch selber, wo soll es denn sein? Dein Säugling hat eine merkwürdige Geschwulst …«»Geben Sie ihm Tropfen«, sagte die Frau entsetzt.»Was redest du da, willst du mich verspotten? Was denn für Tropfen? Hier helfen keine Tropfen!«»Was denn, soll er ohne Auge bleiben?«»Ich sage dir doch, er hat kein Auge …«»Vorgestern hatte er noch eins!« rief die Frau verzweifelt.Verdammt!»Ich weiß nicht, vielleicht hatte er eins … verdammt … Aber jetzt hat er keins.Überhaupt, weißt du was, meine Gute, bring deinen Säugling in die Stadt.Mach das gleich, dort operieren sie ihn.Was meinen Sie, Demjan Lukitsch?«»Tja«, antwortete der Feldscher tiefsinnig, denn er wußte auch nicht weiter, »nie gesehen so ein Ding.«»Werden sie schneiden in der Stadt?« fragte die Frau entsetzt.»Das laß ich nicht zu.«Es endete damit, daß die Frau ihren Säugling wieder mitnahm und niemanden das Auge berühren ließ.Zwei Tage lang zerbrach ich mir den Kopf, zuckte die Achseln, durchstöberte die Bibliothek, betrachtete Zeichnungen von Säuglingen, denen statt der Augen Blasen herausquollen … Verdammt.Dann hatte ich den Säugling vergessen.Eine Woche verging.»Anna Shuchowa!« rief ich auf.Eine lustige Frau mit einem Kind auf dem Arm trat ein.»Wo fehlt’s?« fragte ich gewohnheitsgemäß.»Ich hab Stiche in der Seite, kann nicht durchatmen«, meldete die Frau und lächelte spöttisch.Beim Klang ihrer Stimme fuhr ich auf.»Erkennen Sie mich wieder?« fragte sie spöttisch.»Warte … warte … das ist doch … warte … dasselbe Kind?«»Ja.Wissen Sie noch, Herr Doktor, wie Sie gesagt haben, es hat kein Auge, und man muß schneiden …«Ich stand wie vom Donner gerührt.Die Frau blickte mich triumphierend an, ihre Augen lachten.Auf ihrem Arm saß still der Säugling und schaute mit braunen Augen in die Welt.Die gelbe Blase war spurlos verschwunden [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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