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.Sie zeigen noch einmal die verhärteten Rechtsauffassungen der Gegenspieler auf, bringen aber nichts Neues.Das Gericht zieht sich zur Beratung des Urteils zurück.Es braucht nur zwanzig Minuten, dann verkündet es eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung, die nur knapp über der gesetzlichen Mindeststrafe liegt.Dr.Wolfgang Hartwig hat sich wieder einmal gegen den Oberstaatsanwalt durchgesetzt, den man ab heute hinter seinem Rücken in Mainbach, und später erst recht in Berlin, wohin er an den Volksgerichtshof überwechseln wird, den ›Kopf-ab-Rindsfell‹ nennt.Um 17 Uhr wird der Angeklagte abgeführt und ist die Sitzung geschlossen.Die Zuhörer diskutieren die Verhandlung noch eine Weile erregt auf dem Gang.Um diese Zeit sitzt Hans Faber nach einem ausgedehnten Rundgang über Felder und Rebhügel in Dettelbach an der Kaffeetafel und freut sich schon auf die abendliche Begegnung mit Sibylle.»Sag mal, Hans«, leitet Tante Gunda die Gretchenfrage ein, »du bist immer noch Assessor.Müßtest du nicht schon längst zum Studienrat befördert worden sein?«»Die lassen sich Zeit damit«, weicht ihr der Neffe aus.»Aber du hast doch so eine ausgezeichnete Qualifikation –«»Fachlich«, erklärt der Pädagoge, »aber nicht politisch.«»Und das ist so wichtig?« ereifert sich die streitbare Witwe.»Ich kenn' ja wirklich sehr anständige Leute unter den Nazis, vor allem unter den kleinen, denen traue ich sogar, wenn sie in SA-Uniform herumlaufen, weil sie noch genauso fleißig und bescheiden sind wie zuvor, aber am letzten Sonntag hat unser Pfarrer wieder einmal zwei Kirchenaustritte von der Kanzel herunter verkündet.Stell dir vor, Hans, Söhne braver, frommer Eltern, die man bei der SS soweit gebracht hat.Die wollen unsern Herrgott abschaffen, und das kann nicht gut gehen.Ich möcht' nur wissen, wie das weitergehen soll.«»Da bin ich überfragt«, antwortet Faber.»Dabei bist du doch sonst so gebildet und weißt einfach alles.«»Manches«, korrigiert er lächelnd seine Tante.»Vielleicht ist im Moment in Großdeutschland Dummheit mehr gefragt als Wissen.«»Sei bloß vorsichtig, Junge«, warnt Tante Gunda.»In der vorigen Woche haben sie mitten in der Nacht den Wirt vom Nachbardorf verhaftet und nach Dachau geschafft, bloß weil er gesagt hat, daß Hitler zum Krieg führen wird.Meinst du, daß es Krieg geben wird, Hans?«»Davon bin ich überzeugt«, entgegnet er.»Und dann werde ich mit Sicherheit eingezogen.Dann ist es eigentlich ziemlich unerheblich, ob ich befördert werde oder nicht.«»Ich weiß, daß du ein passionierter Lehrer bist«, sagt Tante Gunda.»Aber ich rate dir: Häng den Staatsdienst an den Nagel.Du kannst es dir leisten.Du bist doch mein Erbe.Du kennst dich hier schon gut aus, und wenn du dich noch weiter einarbeitest, kannst du das Weingut übernehmen.Die Reben fragen nicht danach, ob du bei der Partei bis oder nicht, und –«, setzt sie hinzu und reibt wieder einmal pfiffig in ihrer charakteristischen Art den Daumen am Zeigefinger, »verdienen wirst auch mehr als an deinem Gymnasium.Was meinst du dazu, Hans?«»Ich hab' auch schon dran gedacht«, erwidert der Neffe.»Aber ich will meine Schüler nicht im Stich lassen.«»Und die lohnen es dir?«»Sicher nicht alle«, entgegnet der Pädagoge.»Aber einige – und das ist doch schon sehr viel.«»Ich will dir mal ganz offen sagen, Hans: Als Beamter bist du fehl am Platz.Du bist kein richtiger Staatsdiener.Sowie der Staat etwas von dir verlangt, was gegen dein Gewissen ist, dienst du ihm nicht mehr, selbst wenn er es fordert.«So viel gesunder Menschenverstand verblüfft Hans Faber.»Schau dir doch unsere Staatsdiener an«, fährt Tante Gunda fort.»Die älteren von ihnen haben noch König Ludwig den Eid geleistet und dann, nach dem Weltkrieg, der Republik, sie haben auf die Roten geschworen und auf die Schwarzen.Und jetzt auf die Braunen.Welcher Schwur gilt denn nun eigentlich: der erste oder der letzte? Kann man einen Eid einfach ablegen wie ein getragenes Kleid, wenn es aus der Mode ist?«»Nein, Tante Gunda«, erwidert der Gast.»Das kann man nicht.«»Das mußt du aber im Staatsdienst immer wieder.Und was willst du machen? Nicht die Beamten sind schlecht, sondern dieses System taugt nichts.Und wenn die Nazis eines Tages zum Teufel gehen, dann kommt bestimmt der nächste Schwur.«»Zu dem würde ich allerdings voll und ganz stehen.Wenn es nur schon soweit wäre!«Das Telefon unterbricht theoretische Hoffnungen.Tante Gunda hebt den Hörer ab [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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