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.»Hören Sie, wenn Sie nicht herauskommen, sind Sie in zwei Minuten ein Sieb.«Nichts rührt sich.Die Szene ist gespenstisch.Hunderte von Passanten stehen, von der Absperrung nur notdürftig zurückgedrängt, auf der Straße, die von den Scheinwerfern taghell beleuchtet ist.An allen Seitenstraßen lauern Polizeiposten.Im Haus aber, in dem der Verbrecher auf sich warten läßt, ist es still.Der Kommissar geht als erster durch die Bodentür.Zwei, drei seiner Leute sind hinter ihm, mit Taschenlampen.Rechts in der Ecke ist Wäsche aufgespannt.Schmitz gibt seinen Leuten einen Wink.An der Wand schleichen sie sich entlang, in der linken Hand die Taschenlampe, rechts die Pistole.Die Wäsche hängt in einem Meter Höhe über dem Boden, und darunter sieht man Männerbeine.»Los, Mann!« sagt Schmitz.»Kommen Sie schnell, oder wir schießen!«Nichts rührt sich.Der Kommissar zielt auf die Beine, drückt zweimal ab.Es tut einen Plumps.Mit schmerzverzerrtem Gesicht sinkt ein Mann zu Boden.Kalt und gelassen geht Kriminalkommissar Schmitz auf die Dachluke zu.»Licht aus«, ruft er, »wir haben ihn.«Daß der Berliner Frauenmörder nach jahrelanger Fahndung gefaßt wurde, erfahren in der Nacht vom 17.auf den 18.Januar 1943 noch alle Polizeistationen der Reichshauptstadt.Die übermüdeten Beamten atmen auf.Die Vorposten der weiblichen Kriminalpolizei werden aus den Dirnenquartieren zurückgezogen.Der Mann, den Kriminalkommissar Schmitz auf dem Dachboden eines Hauses nahe dem Kurfürstendamm mit einem doppelten Beindurchschuß erledigte, kommt ins Krankenhaus.Es wird ihm nichts geschenkt.Stunden später schon sieht er sich, blass und zusammengeschrumpft, in einem Liegestuhl hockend, einem erbarmungslosen Polizeiverhör ausgesetzt.Als man ihn verwundet aus dem Haus trug, identifizierten ihn die Überfallene und die Kriminalbeamtin, die ihn fliehen sah, als den Täter.In seinen Taschen fand sich ein Ausweis auf den Namen Fritz Erbenbach, wohnhaft in Berlin, Nürnberger Straße.»Lassen Sie mich in Ruhe«, sagt der Mann im Liegestuhl, »ich kann nicht mehr.Lassen Sie sich einmal niederschießen!«»Seien Sie froh, daß ich auf Ihre Beine gezielt habe«, entgegnet Schmitz.»Also, Sie heißen Erbenbach?«»Jawohl.«»Und Sie leben in Berlin?«»Seit meiner Geburt, Herr Kommissar.«Der Beamte nickt.Der Arzt hat ihm dringend von der Vernehmung abgeraten.Aber er muß das auf seine Kappe nehmen.Er muß die Frauenmorde klären, heute, in dieser Nacht noch.»Nun erzählen Sie, was Sie heute alles gemacht haben.«»Da gibt es nicht viel zu erzählen.«»Fangen Sie an, und reden Sie nicht herum!«Man gibt dem Festgenommenen eine Tasse Kaffee und eine Zigarette.Längst wurde seine Identität überprüft.Sie stimmt.Der Mann ist in Berlin gemeldet und ist Werkmeister in einer Rüstungsfabrik.42 Jahre alt.Nicht vorbestraft.Nichts Nachteiliges bekannt.Aber wenn etwas Nachteiliges über den unbekannten Frauenmörder bekannt gewesen wäre, hätte man ihn längst gefaßt.Dann säßen wir nicht hier, denkt Kriminalkommissar Schmitz.»Ich habe ein paar Kollegen getroffen.«»Wann?«»Heute abend.So gegen acht Uhr.«»Wie heißen die Leute?«»Fritz Bauer, Ernst Heidenreich – und der andere ist ein gewisser Schnippke.Wie er mit Vornamen heißt, weiß ich nicht.«»Und wo sind Sie dann gewesen?«»In der Kneipe ›Zum dicken Otto‹.Wir haben ein paar Glas Bier getrunken.Dann war Schluss.Wir gingen nach Hause.«»Das habe ich gemerkt«, brummt Schmitz vor sich hin.»Meine Kollegen gingen in anderer Richtung.Ich mußte mich also allein auf die Socken machen.Ist ja auch nicht weit.«»Und dann?«»Dann kam ich in die verfluchte Straße.Dann sprach mich das Weibsstück an.Klar, ich hätte natürlich weitergehen sollen.Aber man ist doch ein Mensch, Herr Kommissar, oder nicht?«»Weiter«, drängt Schmitz.»Ich bin dann mit ihr hinaufgegangen.Sie können sich schon denken, warum.Auf einmal habe ich festgestellt, daß mir diese Mistbiene das ganze Geld geklaut hat, und da habe ich durchgedreht.«»So«, erwidert Schmitz.»Ich habe einen Wutanfall gekriegt.Ich habe auf einmal nicht mehr gewußt, was ich tue, bin auf sie losgegangen und habe sie geschüttelt.Sie hat geschrien, und da bin ich einfach davongelaufen.Ich habe in der Aufregung gar nicht gemerkt, daß ich statt nach unten nach oben renne.Mein Geld hat sie immer noch.«Der Festgenommene ist grün im Gesicht.Er spricht stockend, schwer atmend, müde.»Ich kann nicht mehr«, sagt er leise.In der nächsten Sekunde wird er ohnmächtig.»Los, stehen Sie nicht herum«, fährt Schmitz einen Beamten an.»Holen Sie den Arzt!«Der Mann im weißen Kittel beugt sich über den Ohnmächtigen.»Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie ihn in Ruhe lassen sollen«, mahnt er dann den Kommissar.»Hören Sie«, entgegnet Schmitz, »dieser Bursche ist vielleicht ein sieben- oder achtfacher Frauenmörder.Soll ich ihn mit Glacehandschuhen anfassen?«»Das ist etwas anderes«, antwortet der Arzt.»Ich gebe ihm eine Spritze.In einer Viertelstunde wird er wieder zu sich kommen, denke ich.Der Mann ist durch den Blutverlust sehr geschwächt.«»Ganz gut so.Vielleicht redet er dann leichter«, versetzt Kriminalkommissar Schmitz eiskalt.Und weiter geht nach einiger Zeit die Vernehmung.»Wenn das so war, wie Sie es uns erzählen«, sagt der Kommissar, »dann verstehe ich nicht, warum Sie davongelaufen sind.Kein Mensch würde Ihnen den Kopf abreißen, wenn Sie einer diebischen Dirne an die Gurgel gefahren sind.Da steigt man doch nicht auf Dächer, riskiert Kopf und Kragen und läßt sich zuletzt noch niederschießen.«»Die Angst, Herr Kommissar … Verstehen Sie mich denn nicht? Das alles, wie es jetzt gekommen ist, wollte ich vermeiden.Ich bin seit 19 Jahren verheiratet.Ich habe zwei Kinder.Zwei Jungen.Sie gehen in die Oberschule.Was sollen sie denken, wenn ihr Vater in eine Schlägerei mit einer Dirne verwickelt ist?«Der Kriminalkommissar läßt sich ablösen.Es ist sechs Uhr morgens.Er will zwei Stunden ausspannen.Vorher aber diktiert er noch den Morgenrapport.Er teilt der Polizeizentrale am Alexanderplatz offiziell mit, daß in der vergangenen Nacht der langgesuchte Berliner Frauenmörder nach dramatischer Verfolgung festgenommen werden konnte.Und wieder geht es weiter mit der Vernehmung.Erbenbach wird der Überfallenen gegenübergestellt.Sie gibt eine ganz andere Darstellung von dem Vorfall.Noch ahnt Erbenbach nicht im vollen Ausmaß, in welches Verhängnis er hineingeraten ist.Er begreift die Fragen nicht, die auf ihn niederprasseln.»Wo waren Sie am 30.September? Kennen Sie die Bleibtreustraße?«Man zeigt ihm ein Foto.»Kennen Sie diese Frau? Wann haben Sie sie zuletzt gesehen? Was haben Sie zu ihr gesagt? Was haben Sir mit ihr gemacht? Warum haben Sie sie ermordet?«Das ständige Nein wird immer schwächer.Dann kommt das Fieber.Dann kommt der Arzt mit der Spritze.Dann gibt man dem Festgenommenen Kaffee.Tabletten.Der Mann ist wieder vernehmungsfähig.Und dann kommen die nächsten Fragen.»Wo waren Sie am 3.Mai 1941? Kennen Sie Frau Gutermann? Wo haben Sie das Beil versteckt?«»Wo waren Sie am 2.April 1942? Kennen Sie sich in Königswusterhausen aus?«»Wo haben Sie sich am 5.Oktober 1941 herumgetrieben?«Fragen, nichts als Fragen.Keine Antworten.Aber immer noch hoffen die Männer vom Alexanderplatz, daß sie einen vielfachen Mörder gefaßt haben.Am 29 [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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