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.Wenn die Zunge am Rand braun wird und die Luft sich mit dem herrlichen Duft füllt, kratzt die Lady sie mit einem Pfannenwender vom heißen Metall, gibt sie auf die weichen, noch warmen, doppellagigen Maistortillas und streicht schnell einen Löffel salsa verde darauf.Sie streut frischen Koriander darüber und etwas rohe, gehackte Zwiebel und reicht sie auf einem Papierteller, der so dünn ist, dass er das Gewicht kaum tragen kann, dem Kunden.Du schiebst dir einen der Tacos in den Mund und spülst ihn mit einem Schluck kaltem Tecate-Bier aus der Dose herunter - die zuvor in etwas Limettensaft getunkt und in einen Teller Salz gedrückt wurde, sodass sich obenherum ein Salzrand gebildet hat.Unwillkürlich verdrehst du die Augen.Während du so dastehst und die Hunde betrachtest, die erwartungsvoll vor dem Lichtkegel der einzelnen Glühlampe ausharren, huscht mal ein verklärter, mal ein verzückter, mal ein glückseliger Ausdruck über dein Gesicht.Vater, Mutter und zwei Kinder sitzen auf Küchenstühlen, die das Ehepaar für die Kunden auf die Straße gestellt hat - und du hoffst, dass die Kinder nicht erschrecken, wenn sie dich in dem gruseligen Licht ansehen.Das ist ein verdammter Everest aus Meeresfrüchten, ein vielstöckiger Turm aus gestoßenem Eis und Algen, geschmückt mit Austern aus dem nahen Belon und aus Cancale, das nur etwas weiter weg ist.Da sind Strandschnecken, Wellhornschnecken, Teppichmuscheln, zwei Arten Riesenkrabben, deren Scheren sich über den Körpern vieler Hummer kampfbereit zum Himmel recken - ein Wirrwarr aus fleischigen Scheren, die großen Leiber umgeben von kleineren, perläugigen Krabben und Langusten, die verstreut daliegen wie die Opfer eines Busunfalls.Was erstaunlich ist: Jeder in diesem kleinen Café hat denselben Berg Meeresfrüchte vor sich, das ältere Ehepaar am Tisch nebenan und auch die winzigen Gestalten einen Tisch weiter, und alle knacken und schlurfen sie sich dezent durch diese unchristliche Riesenportion.Sie wirken zu schwach für den Schaden, den sie da anrichten, mais non, die Ober wuseln durch den Raum und leeren die immer vollen Abfallschüsseln mit den Schalen.Die elegante Frau, die allein isst, der große Tisch mit Parisern, die über das Wochenende hier sind und gerade einen Nachschlag bestellt haben, sie alle trinken Wein, Weißwein und Rosé, und schmieren mit unangebrachtem Feingefühl Butter aus der Region auf die kleinen Scheiben dünnen, dunklen Brots, ehe sie sich wieder ins Gemetzel stürzen, einen Hummer am Schwanz packen und mit einem Ruck, einer brutalen Bewegung, Fleisch herausreißen oder sich durch die angeknackste Kruste einer Seespinne beißen und daran saugen, wobei ihnen Eier und Fett über die Hände rinnen, ohne dass sie es überhaupt merken.Auch ein gutes Lokal.Hinterher musst du ein Nickerchen machen.In einem kleinen Hotel am Hafen vielleicht.Die Kissen etwas zu hart, eine überflüssige Nackenrolle und Laken, die ein bisschen nach Bleiche riechen.Die Leute um dich herum sind dann allerdings auf dem Weg zum Abendessen.Am Morgen in Kuching, Borneo: ein so schlimmer Kater, dass du niemandem in die Augen sehen kannst, weil du dir ziemlich sicher bist, dass du am Abend bei langkau, dem hiesigen Reiswhiskey, und (wenn dich dein Gedächtnis nicht trügt) Tequila (und wer ist noch mal auf den Trichter gekommen?) etwas Schreckliches gesagt oder getan hast.Du nimmst den Fluss, die Bilder und die Gerüche des Morgens gar nicht wahr, sondern konzentrierst dich auf die angeknackste weiße Schale mit dampfendem laksa, die gerade gebracht wird - und Linderung verspricht.Als der Ober sie vor dich hinstellt, trifft dich der Duft mit einer Wucht, die bis in die Zirbeldrüse reicht: ein feuriger, herzhafter, würziger Dampf von Fisch und Kokosnusssoße.Du tauchst mit den Essstäbchen und dem Löffel ein, schlürfst den ersten Löffel Nudeln, und ein kräftiger Schlag sambal erfasst dich und treibt alles Böse aus.Die nächsten Happen bringen Krabben, Herzmuscheln und Fischbällchen, noch einmal würzig-süße Soße, Nudeln.Es brennt.Es brennt so gut.Du schwitzt jetzt.Das Gift verlässt durch die Poren den Körper, das Gehirn wird angeworfen, und etwas, das Hoffnung sein könnte, stiehlt sich hervor aus der vertrockneten, grauenhaft misshandelten Hirnrinde.Es ist ein agroturismo, wie es ihn überall in Italien gibt, kleine Familienbetriebe, meist ohne großen Aufwand auf Bauernhöfen oder in Privathäusern eingerichtet, mit Picknicktischen unter Bäumen, und gekocht wird auf Holzherden oder in Feldküchen.Dieser ist auf Sardinien, und auf dem Teller befindet sich das einfachste Gericht der Welt: Spaghetti alla bottarga, Pasta, mit heimischem Olivenöl vermischt (durch das kurz eine Knoblauchzehe und Peperoni gezogen wurden), und der hier übliche gesalzene Rogen der Meeräsche, eine saisonale Spezialiät.Man kann nicht erklären, warum das so gut schmeckt.Ist einfach so.Der salzige und deutlich fischige Geschmack des Rogens schmiegt sich an das subtilere Aroma der Hartweizennudeln, den Hauch von Schärfe aus der Peperoni und das kratzige, aber dennoch satte Aroma des frisch gepressten Olivenöls extra vergine.Du spülst es mit einem unwiderstehlichen Cannonau runter, dem hiesigen Rotwein, dessen rauer Charme dich in letzter Zeit ernsthaft eingewickelt hat.Die großen Bordeaux-Weine reizen dich nicht mehr.Ebenso wenig wie die pflegeaufwendigen Burgunder mit ihrer komplexen Persönlichkeit.Baron Rothschild könnte hier vor der Tür rückwärts einparken, den Kofferraum voll mit erstklassigen Jahrgangsweinen, sturzbetrunken und bereit, sie alle zu verschenken: Du würdest sie ausschlagen.Hier? Jetzt? Du tupfst Olivenöl und ein paar verirrte Fischeier vom leeren Teller und spülst diesen jungen, stolzen No-Name-Wein hinunter, und es gibt nichts, das du lieber tränkst.Du fragst den Besitzer, wo der Wein her ist, und er deutet auf einen alten Mann, der, eine Zigarette im Mundwinkel, in der Ecke sitzt und eine Fußballzeitschrift liest.»Von ihm«, sagt er.Die Büroangestellten lärmen durch das Stadtviertel Shinjuku, legen ihre Werktagsmentalität für heute ab und ersetzen sie schnell - mit jedem Bier, jedem Sake, den sie sich gegenseitig ausgeben - durch ihre ureigene Persönlichkeit.Betrunken sind sie, laut, leutselig, wütend, rührselig, geil.Über yakitori, den liebevoll und kunstvoll gegrillten Hühnerstückchen, kannst du die beispiellos abgedrehte japanische Nationalschizophrenie besonders gut beobachten.Ein Mann mit Stirnband wendet sorgfältig in einer Metallwanne über glühender Kohle Spieße mit brutzelndem Geflügel.Jemand bringt dir noch ein Bier, eine extragroße Flasche Sapporo mit einem zu kleinen Glas.Im Raum steht der Qualm der vielen Zigaretten und des tropfenden Hühnerfetts, das auf der Kohle verglüht.Man kann die Menschen kaum sehen, wie sie mit gekreuzten Beinen am Tisch sitzen, einige von ihnen vornübergebeugt, auf einen Arm gestützt, mit rotem Gesicht, schwitzend.Der dicke Rauch, der in der Luft hängt, wabert um ihre Oberkörper
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