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.Mit ihrem Witz und ihrer Intellektualität zeigten sie ihm ein ganz anderes Amerika als das, von dem er sich bisher innerlich so leicht hatte fernhalten können.Ein Architekt, der Holzhäuser baute, seine Frau, die eine Eventagentur betrieb, ein Lehrerehepaar, ein Arzt, ein Schriftsteller, die Bürgermeisterin einer nahe gelegenen Kleinstadt und ein Kollege von der Stadtverwaltung trafen sich nahezu jede Woche bei Janet, kochten gemeinsam, diskutierten, tranken Wein, sahen sich Filme auf Video, später auf DVD an, machten kleine Touren miteinander oder besuchten Konzerte.Mit ihnen hörte er Paul Simon, Mark Knopfler und Randy Newman.Benno begriff, dass er bisher nur den provinziellen Teil des weißen Amerika kennengelernt hatte, das Countrypublikum.Das war etwa so, als glaube er, die Deutschen nicht zu mögen, nachdem er in den Bierzelten Bayerns auf sie gestoßen war – am urbanen und weltläufigen Amerika, dem Amerika, dessen Bücher, Musik und Filme sein Weltbild geformt hatten, war er ohne Seitenblick vorübergegangen.Auf einmal war dieses Land gastlich, großzügig, interessant und voller Energie für ihn – er fühlte sich aufgenommen und verschwendete kaum noch einen Gedanken an das ferne und farblos gewordene Deutschland.Als Musiker war er allerdings festgelegt auf Folkrock und New Country.Das, was er konnte, war in einer normalen Rockband oder beim Blues, Soul, Jazz oder wo auch immer sonst nicht zu gebrauchen.Er war kein Solist und kein Muskelmucker, sondern ein filigraner Netzknüpfer, ein Ensemblegitarrist, dessen rhythmischer Horizont inzwischen nicht mehr über Drei- und Viervierteltakt hinausreichte.Darin war er allerdings inzwischen gut, und die Band, die er mit Warren, Nick und Stephen und einer Kontrabass spielenden Sängerin namens Kate zusammen hatte, konnte sich die Finger wund spielen, so gefragt waren sie auf Galas, Geburtstagen, Hochzeiten und immer öfter auch in den Demostudios.Dass er nichts weiter als ein Dienstleistungsmusiker war, gefiel Benno – ein Handwerker zu sein, oft genug auch Kitsch und sentimentale Herzverschmutzung mitzuverantworten, machte ihm nichts mehr aus, er hatte gelernt, die seltenen besonderen Momente zu genießen, sich innerlich zu verneigen, wenn eine ähnliche Magie wie die, die er mit Daniel erzeugt hatte, sich zufällig ergab, sei es, weil die Band sich plötzlich spürte und gegenseitig beflügelte, sei es, weil ein Publikum das gewisse Etwas mitgebracht hatte.Es war ein Geschenk, reine Glücksache, und überraschte ihn selbst umso mehr, als er gelernt hatte, darauf nicht mehr aktiv hinzuarbeiten.Ein solcher Moment ereignete sich auf einem Stadtfest in Chattanooga, als sie zum ersten Mal Road to Glory, einen alten Song der Ozark Mountain Daredevils, spielten, den Nick ausgegraben und vorgeschlagen hatte – es war am Vormittag, und der Himmel riss auf, genau in dem Augenblick, als nach einem langen Intro, das nur aus einem hohen, sirrenden A auf der Geige, der Mandoline und der akustischen Gitarre bestand, die Band einsetzte und Kate die erste Zeile sang.Mit dem Strahlen des D-Dur-Akkords breitete sich auch das Strahlen der Sonne über den Platz, und ein kollektives Einatmen ging durchs Publikum, Frauen mit Kinderwagen, einkaufende Rentner, ein paar Touristen, fliegende Händler und Flohmarktleute – für einen Moment geriet die ganze Szenerie ins Schweben.Benno sah, wie der Mixer die Augen schloss, den Kopf in den Nacken legte und seine Arme ausbreitete, als empfange er eine göttliche Segnung, da entstand Unruhe unter den Zuhörern, jemand rief: »Watch TV« Benno suchte den Störer – er dachte, irgendein gesellschaftskritisch aufgerüsteter Irrer –, konnte ihn nicht ausmachen in der Menge, in die Bewegung gekommen war – immer mehr Leute drängten in eine Richtung.Der schöne Moment hatte gerade mal drei Wimpernschläge gedauert.Hoffentlich keine Schlägerei, dachte er noch, als er auf h-Moll wechselte, dann sah er den Mixer winken und gestikulieren, gleichzeitig seinen Kopf zum Veranstalter neigen, der ihm irgendwas ins Ohr sagte.Sie brachen ab.Jetzt rannten alle zu einem Waschsalon, vor dessen Eingang sich Gedränge gebildet hatte.Benno sah, als er seine Gitarre in den Ständer stellte und den Amp herunterdrehte, dass dort ein Fernseher aus der Tür getragen und auf den schnell frei geräumten Tisch eines Flohmarkthändlers gestellt wurde.Er sah, als das Gerät angeschlossen war und das Bild kam, etwas Langes, Senkrechtes, blauen Himmel, Rauch, und er hörte einen kollektiven Aufschrei, sah einen Feuerball und noch mehr Rauch.Er setzte sich auf den Bühnenboden.Nach einiger Zeit kam Stephen, die Geige in der Hand, als hätte er sie vergessen oder sei sie etwas Nebensächliches, Banales wie eine Einkaufstüte oder Zeitung, nicht ein kostbares Instrument, und sagte: »Go.See it.I take care of the stage [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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