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.Sein Gepäck wog dann ca.1000 Kilo.Er hatte für jede nur vorstellbare Gelegenheit gesorgt.Sollte er den Friedensnobelpreis bekommen - er hatte den entsprechenden Anzug bei sich.Sollte er im Gefängnis landen - er hatte den nötigen Anzug bei sich.Er konnte ein Torpedoboot durch einen Sturm steuern, hatte Tauschartikel für Mulis und deren Führer im fernsten Dschungel bei sich.Er führte die nötige Ausrüstung mit für Schnorcheln, Diskobesuche, Safaris, Tee-Einladungen bei Hof, Bummel- und Freizeitbekleidung und außerdem solche, die man statt eines Trinkgelds hinterlassen kann.Beim Durchforsten seiner Sachen befolgte ich drei Grundregeln aufs i-Tüpfelchen genau:Habe ich es kürzlich getragen oder benutzt?Werde ich es je wieder tragen oder benutzen?Hat es irgendwelchen Erinnerungswert für mich? Da es sich um seinen Schrank handelte, war die Entscheidung relativ leicht.Mit einem befreiten Gefühl rief ich den Verein an, der ehemalige Obdachlose beschäftigt und gebrauchte Kleider abholt.Ein Lastwagen fuhr vor, und ich winkte dem Ausgemisteten fröhlich nach.Der Augenblick, in dem mein Mann entdeckte, was ich getan hatte, ließ sich zeitlich genau bestimmen.Man hörte ihn bis in den Nachbarstaat.»Was hast du mit meinen Sachen gemacht?«»Ich habe aufgeräumt«, erklärte ich stolz.Fassungslos schüttelte er den Kopf.»Doch nicht meine Hosen mit den Taschen? Doch nicht meinen Glückspullover, den ich bei Kriegsende anhatte? Doch nicht meine ausgelatschten Tennisschuhe?«Er hätte sich nicht so anzustellen brauchen.Keine Woche später war der Lastwagen mit dem Schrankinhalt wieder da, samt Begleitbrief, in dem es hieß: »Wir sind bedürftig, aber noch nicht völlig abgebrannt.«Ein paar Kursabende von »Bring Ordnung in dein Leben« ließ ich aus, aber als ich wieder hinging, traf ich Ruth.»Wo sind Sie denn gewesen?«, fragte ich.»Ich sagte Ihnen ja schon, ich bin Perfektionist«, antwortete sie.»Ich bin damals nach dem ersten Abend heimgegangen und habe angefangen, allen nackten Puppen meiner Tochter Kleidchen zu nähen.Das hat länger gedauert, als ich dachte.Und Sie? Haben Sie inzwischen Ihr Leben organisiert?«Das konnte ich ihr bestätigen.Mein Brattopf für den Weihnachtstruthahn war jetzt in ein so hohes Fach weggeräumt, dass man Nasenbluten bekam, wenn man ihn holen wollte.An jeder Tür des Hauses waren Haken angebracht, Fächer in jedem noch verfügbaren Eckchen der Schränke, und ich war eine solche Musterhausfrau geworden, dass ich jedes Mal nach dem Reinigen der Toiletten sterilisierte Papierstreifen über die Brillen legte.Ich wagte mich sogar vor bis ins Schlafzimmer meines Sohnes.»Wie lange waren Sie denn schon nicht mehr drin?« »Seit 1976.Damals hatte er die Grippe.«»Und wie alt ist er jetzt?«»Abiturient.«»Dann wird er wohl kommendes Jahr auf irgendein College gehen.«»Wahrscheinlich nicht.Wir haben noch nicht darüber gesprochen.Ich muss ehrlich sagen, dass ich zu meinem Sohn kein allzu vertrautes Verhältnis habe.Er ist das letzte meiner Kinder, das noch zu Hause ist, und wir scheinen aus verschiedenen Welten zu stammen.Irgendwann habe ich bei ihm versagt.«»Du meine Güte! Wenn Sie an seiner Zimmertür Haken anbringen und über seinem Wäschekorb einen Basketballreifen, was will er denn noch? Socken, die zueinander passen?«»Er will gar nichts, das ist es ja.Wahrscheinlich ist es meine Schuld, dass er nicht öfter zu Hause ist.Wenn er da ist, schreie ich ihn ja doch nur an.Ich beklage mich, weil ich auf Schritt und Tritt hinter ihm herräumen muss.«»Wieso? Was ist denn daran falsch?«»Ich schreie ihn an, weil er zu spät kommt.Ich schreie ihn an, weil er den Wagen kaputtgefahren hat.Ich schreie ihn an, weil er sich keinen Job sucht.Ich schreie ihn an, weil er schlechte Noten heimbringt.«»Und wenn schon.Haben Sie nicht allen Grund?«»Sie verstehen mich nicht, Ruth.«»Doch, ich verstehe Sie sehr gut«, sagte sie.»Sie leiden an einem Schuldkomplex.Sie fragen sich, wie man Ihrer gedenken wird, wenn Sie einmal nicht mehr sind, nicht wahr? Mit einem aufrechten Grabstein mit den eingemeißelten Worten: »Eine Mutter, die genügend liebte, um auch mal zu schimpfen« oder mit einem flach liegenden, wie eine Fußmatte, mit der Inschrift »Willkommen«, damit nur ja jeder drauftreten kann? Gewöhnen Sie sich Ihre Schuldkomplexe ab, meine Liebe, und fangen Sie ein Eigenleben an.Es wird Zeit.Machen Sie es wie ich.Vor zwei Jahren dämmerte es mir plötzlich.Ich hatte eben ein Buch gelesen, das hieß: »Schuld und Schimpfe«.Eines Morgens machte mein Sohn das Frühstück, und das Eigelb zerlief ihm.Da rief er: »Mom, das Ei hier kannst du essen«, und schlug sich ein neues in die Pfanne.Das war der Moment! Ich fasste einen Beschluss und sagte laut: Von heute ab werde ich nie wieder ein Spiegelei mit zerlaufenem Eigelb essen.«»Eine wunderschöne Geschichte«, sagte ich.»Es könnte Ihre Geschichte sein.Alles verändert sich.Wir brauchen kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, nur weil etwas so oder anders sein sollte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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