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.In London angekommen, machte er einen Zwischenstopp zu Hause, um sich in seinen grauen Paul-Smith-Anzug mit weißem Hemd und dunkelblauer Krawatte zu werfen.So fühlte er sich einigermaßen gewappnet.Laut der SMS, die er von Kit bekommen hatte, war Gemma mit allen Kindern bei ihrer Freundin Erika Rosenthal, wo sie für Charlottes morgige Geburtstagsparty braune Zuckerplätzchen backten.Kincaid hatte also keine Ausrede, das Gespräch weiter aufzuschieben, und er wusste, dass er Chief Superintendent Childs erwischen musste, bevor dieser ins Wochenende ging.Er fuhr zum Yard, holte sich bei Doug die Akte Jenny Hart und die Zeugenaussage von Rosamond Koestler ab und fuhr mit dem Lift nach oben.Childs’ Sekretärin winkte ihn gleich durch.Der Schreibtisch war wie üblich blitzblank, und wie immer schien Kincaids Chef selbst gerade mit Nichtstun beschäftigt.Dabei war Denis Childs der tüchtigste Vorgesetzte, den Kincaid kannte, und manchmal hatte er sich schon gefragt, ob Childs’ Gehirn nicht direkt an einen Computer angeschlossen war.»Sir.« Er nickte Childs zur Begrüßung zu.»Ach, du lieber Gott«, meinte Childs und legte die Fingerspitzen aneinander.»Was für eine förmliche Begrüßung.« Er musterte Kincaid von Kopf bis Fuß.»Und der Anzug.Sehr elegant, dieser konservative Touch, aber ich fürchte, das bedeutet, dass Sie mir etwas zu sagen haben, was mir nicht gefallen wird.Setzen Sie sich doch bitte, Duncan« – er deutete auf einen Stuhl – »und gehen Sie nicht wieder in meinem Büro auf und ab.Davon bekomme ich Nackenschmerzen.Was haben Sie da?« Childs’ Blick heftete sich auf die Papiere in Kincaids Hand.Kincaid nahm Platz und reichte ihm die Akte und die Aussage.Dann legte er die Beine übereinander und verschränkte die Hände auf dem Schoß.Es war eine Childs-Pose, die sein Chef einsetzte, um unerschütterliche Gelassenheit zu demonstrieren, und Kincaid hoffte, dass er es wenigstens halb so gut hinbekam.Childs blätterte die Akte Jenny Hart rasch, aber mit leicht gerunzelter Stirn durch, und Kincaid hatte den Eindruck, dass er die Unterlagen nicht zum ersten Mal sah.Als er zum Ende kam, warf er Kincaid einen kurzen Blick zu, der vielleicht Überraschung ausdrückte.Dann wandte er sich Rosamond Koestlers Aussage zu.Während er las, verharrte er vollkommen reglos, und als er fertig war, blickte er auf und sah Kincaid an.»Ist das glaubwürdig?«»Laut Melody Talbot ja.Und ich habe absolutes Vertrauen in ihr Urteil.«Childs lehnte sich in seinem Sessel zurück.»Ich entdecke Gemmas Hand in dieser Geschichte.Und Ihre.Warum sonst sollte das Sapphire-Projekt plötzlich in einem Fall Nachermittlungen anstellen, der offenbar schon als ungelöst zu den Akten gelegt war?«»Das Sapphire-Projekt hat gezielt nach Fällen gesucht, bei denen das Tatmuster zu der von DCI Rebecca Meredith angezeigten Vergewaltigung passte«, gab Kincaid zu.»Auf meine Bitte hin.Aber DC Talbot hatte ganz bestimmt nicht damit gerechnet, das da zu finden.« Kincaid deutete auf die Hart-Akte.»Gab es noch andere Fälle, die in das Muster passten?«»Ja, mehrere.Aber nur einen Mord.«Childs musterte Kincaid mit seinem bedächtigen, unergründlichen Blick.Doch dann blitzte tief in seinen braunen Augen etwas auf, und Kincaid erkannte, was es war.Es war Zorn.»Ein unerwartetes Resultat«, sagte Childs ruhig.»Jenny Hart war eine gute Polizeibeamtin.Und eine Freundin von mir.Sie hat unter mir gearbeitet, als sie noch Detective Constable war.« Er trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch.»Sie haben einen richterlichen Beschluss für einen DNS-Abgleich beantragt? Und hoffentlich nicht bei einem dieser Burschen.« Er streifte das Foto, das Craig inmitten anderer leitender Beamter im Abendanzug zeigte, mit einem verachtungsvollen Blick.»So ist es, Sir.« Kincaid versuchte seine Überraschung zu verbergen, sowohl über Childs’ Enthüllung bezüglich Jenny Hart als auch über seine Bemerkung zu Craig und dessen Kumpels.»Müsste jeden Moment eintreffen.«»Ihnen ist aber doch klar, dass Sie damit der Lösung des Mordes an Rebecca Meredith keinen Schritt näher kommen«, sagte Childs.»Oder des Überfalls auf diesen Bootsbauer – wie hieß er noch mal? Connolly.«Das war der Grund, weshalb man auf Childs’ Schreibtisch nie irgendwelche Papiere sah, dachte Kincaid.Der Mann speicherte alles, was darauf landete, in seinem Kopf ab.Kincaid hatte allmählich auch den Verdacht, dass Denis Childs von seinem Besuch bei Craig wusste – ja, dass Childs über alles, was Kincaid seit Beginn der Ermittlung unternommen hatte, informiert war.»Das ist mir bewusst«, antwortete er.»Aber wenn wir damit« – er wies auf die Hart-Akte – »Craig in die Enge treiben können, dann sehen seine Alibis für Meredith und Connolly vielleicht auch nicht mehr ganz so astrein aus.Alles, was ich brauche, ist ein Punkt, wo ich den Hebel ansetzen kann – genug, um einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus und seinen Wagen zu erwirken.«Er rückte näher an Childs’ riesigen, blanken Schreibtisch heran.»Craig hielt sich für unantastbar.Und ich vermute, dass ihn das leichtsinnig gemacht hat.« Kincaid betrachtete seinen Chef.»Sie haben es von Anfang an geahnt, stimmt’s? Sie wussten von Rebecca Meredith’ Anschuldigungen, und als ihre Leiche eine Meile von Craigs Haustür entfernt gefunden wurde, verdächtigten Sie ihn.Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«»Ich habe stets vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Duncan«, sagte Childs.»Das wissen Sie.«Kincaid spürte, wie eine Woge des Zorns in ihm aufstieg und sein Adrenalinspiegel in die Höhe schoss.»Sie haben mich Prügel einstecken lassen, weil ich gegen Craig ermittelt habe.«»Ich habe darauf gesetzt, dass Sie dort handeln würden, wo mir die Hände gebunden waren, und dass Sie sich von Angus Craig nicht einschüchtern lassen würden.«Das war vielleicht als Kompliment gemeint, doch Kincaid war nicht in der Stimmung, es so aufzufassen.»Wieso haben Sie mich auf Freddie Atterton angesetzt, wenn Sie von Anfang an Craig im Verdacht hatten?«Achselzuckend erwiderte Childs: »Es gibt immer Leute, denen die naheliegendste Erklärung am liebsten wäre.Ich habe ihnen den Gefallen getan.Ich dachte, dann würden Sie nur umso hartnäckiger nachbohren.«Kincaid merkte, dass er die Zähne so fest zusammenbiss, dass seine Kiefer schmerzten.»Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber ich mag es nicht, wenn man mich benutzt.«Childs zog die Stirn in Falten, und als er sprach, klang seine Stimme ungewohnt erregt.»Wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte den Fall irgendeinem Schwachkopf übertragen, der dann Freddie Atterton verhaftet hätte? Und sehen Sie nicht, was passiert wäre, wenn ich Sie auf Craig angesetzt hätte?Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass irgendjemand Ihnen auf die eine oder andere Weise in die Parade gefahren wäre.Wenn es Ihnen dann tatsächlich gelungen wäre, Craig den Mord an Meredith nachzuweisen, wäre meine Beteiligung nur zu offensichtlich gewesen.Und das hätte Craigs Verteidigung zu seinen Gunsten ausgeschlachtet.So aber haben Sie Ihren Job gemacht, und wir haben eine unerwartete Lösung.« Childs legte die Hand auf die Akte Jenny Hart.Seine Augen funkelten.Kincaids Handy meldete mit einem Piepsen den Eingang einer SMS.»Entschuldigen Sie«, sagte er, »aber das müsste Cullen sein.« Er zog das Telefon aus der Jackentasche und las die Nachricht, um dann wieder Childs anzusehen.»Wir haben den Beschluss.« Er konnte den Triumph in seiner Stimme nicht unterdrücken.»Ich werde ihn dem Mistkerl heute Abend noch zustellen.«»Nein«, sagte Childs.»Das werden Sie nicht tun.«»Was?« Kincaid starrte ihn an; er glaubte sich verhört zu haben.»Sie werden den Beschluss nicht zustellen.Noch nicht.«»Das glaube ich einfach nicht.« Kincaid schüttelte verwundert den Kopf [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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