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.«17618.KapitelWir filmten in der Höhle.Am frühen Morgen, bevor wir uns auf den Weg machten, hatten wir alle Geräte genau überprüft, die mechanischen Teile gereinigt.Wir waren uns alle einig, daß die Lichtgestaltung heikel war.Enrique hatte eine Vorliebe für ungewöhnliche Kamerapositionen.Thuy und er nahmen sich jede Wand einzeln vor.Das Ausleuchten kostete uns viel Zeit, wir mußten auf manches verzichten.Enrique arbeitete mit offener Linse, aber bei ihm ging es nie auf Kosten der Qualität.Dabei verließ er sich, wie üblich, ganz auf mich.»Tamara weiß genau, was sie tut«, sagte er zu Elias.»Es sieht nur so aus, als ob sie es nicht wüßte.«Elias nickte nur.Auch ich sagte nichts; ich hatte wieder Kopfschmerzen, mußte meine Gedanken beisammenhalten und war auch mit dem Herzen nicht wirklich dabei.Die Grotte bekam mir nicht.Manchmal hatte ich das Gefühl, als berührte ein kalter Finger meinen Hals.Die Bilder traten aus der Wand auf uns zu, schlugen uns förmlich in ihren Bann.Und doch empfand ich tiefen Widerwillen gegen diesen Ort.Elias stand schweigend abseits; sein Blick war dunkel und starr.Die Erinnerungen der Tuareg wehten durch ein Vakuum; sie berührten nicht mehr die Dinge, die sich im Dunkeln verbargen.Elias befand sich zwischen zwei Welten.Er ertrug dies mit weniger Gleichmut als die meisten; er war ein Mann, der alle Fesseln kannte und begriffen hatte, warum er sich von ihnen lösen mußte.Ich gab, während Enrique filmte, mit leiser Stimme meine Anweisungen.Kein Objektiv sieht wirklich, was das menschliche Auge sieht.Aber mit einem Weitwinkelobjektiv lassen sich interessante Effekte erzielen.Der Hintergrund scheint weit weg zu sein, ist aber dafür schärfer und besser zu erkennen.Das Licht schadete den Farben, ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber ich wollte die Bilder so filmen, daß sie eine Unruhe zum Ausdruck brachten.Die Unruhe vielleicht, die ich selber empfand.Das Licht, mit Farbfilter verändert, vermochte sie eindringlich, fast melodramatisch einzufangen.»Was hast du denn?« rief Serge mir plötzlich zu.»Ist dir nicht gut?«Ich warf ihm einen zornigen Blick zu.»Warte doch.Ich denke nach.«177Also merkte man mir die Kopfschmerzen an; das ärgerte mich.Ich sah zu Elias hinüber, dessen Brauen sich leicht zusammenzogen.Er hörte uns nicht zu, er horchte auf etwas in sich selbst.Ich wandte mich von ihm ab; er sollte nicht sehen, in welchem Zustand ich war.Ich hatte Angst, tödliche, trockene Angst, und wußte nicht wovor.»Die Zeichen sind überall, aber wir sehen sie nicht oder wollen sie nicht sehen«, hatte Elias gesagt.Die Arbeit spannte mich aufs äußerste an, ich hatte nur den einzigen Wunsch, die Höhle zu verlassen.Aber es durfte nicht so weit kommen.Ausflüchte vor mir selbst hatte ich immer gehaßt.Ich mißachtete jene, die sich nie der beruhigenden Gewißheit berauben ließen: ich verachtete ihre Selbstzufriedenheit, bemitleidete ihre schläfrigen Tugenden.Ich gab mich nicht mit Routinedenken zufrieden, ließ es nicht zu, daß meine eigenen Ängste mich hemmten.Und in dieser Sache hier, da mußte etwas geschehen.Ich besprach mit Enrique und Thuy, was ich durch die Verwendung unterschiedlicher Objektive erreichen wollte.Dann ging es los.Wir drehten zuerst auf normaler Augenhöhe, dann unterhalb der Augenhöhe.Auf diese Weise kam zum Ende hin die Decke zum Vorschein.Das Gefühl dieser wachsenden Einengung trug dazu bei, daß sich die Spannung steigerte.Dann gab ich den Bildern wieder Raum, indem ich die Kamera auf die höchste Position über der Augenhöhe wandern ließ.Da wir ausschließlich mit künstlichem Licht arbeiten mußten, verzichtete ich fast völlig auf Gegenlicht.Aber ich wollte die Farben übertrieben haben, die Rottöne noch roter, die Blautöne blauer.Rocco brummte ein wenig, aber er montierte die Gelatinefilter auf die Objektive.Nun wurde jede Bildsequenz so oft wie möglich unterschiedlich ausgeleuchtet, manchmal mit starkem Frontallicht, manchmal mit gebündeltem Licht, das einen Eindruck von Weite vermittelte.Lichtquellen von der Seite, mit Schatten vermischt, erzeugten ein warmes Orangerot, das manche Figuren wunderbar hervorhob.Ich holte sie mit dem Zoom langsam heran.Zum Schluß senkte ich die Kamera in Bodenhöhe.Die Beleuchtung wurde härter, dunkler; sie sollte ein Gefühl von Unbehagen vermitteln, und richtete sich endlich auf das Loch, das ziemlich rund war und sich nach einem hellen Abschnitt in tiefer Dunkelheit verlor.Und da war er wieder, dieser Schauder, der aus der Erde unter meinen Füßen in mich einflutete.Ich blinzelte verstört.»Ich glaube, wir machen eine Pause.«178Wir traten nach draußen, in die brennende Mittagshitze; und im Nu ging es mir besser: Mein Herz schlug gleichmäßig, mein Kopf wurde klar.Wir setzten uns in den Schatten, holten den Proviant hervor.Elias sammelte rasch ein paar Zweige, machte Feuer.Aus seiner mitgebrachten Tasche zog er den kleinen Teekessel, die Teedose und das Stück Stockzucker, das er mit einem winzigen Kupferhammer zerschlug.Thuy lachte kindlich.»Du denkst wirklich an alles! Und im richtigen Augenblick.«Er erwiderte ihr Lächeln.»Nicht immer.«Ich beobachtete ihn; es war so entspannend, ihm zuzusehen.Jede seiner ruhigen, elastischen Bewegungen war präzise; instinktiv vermied er unnötige Kraftverschwendung.Wie stets hatte er dabei seine ganz eigene Art, strahlend und etwas selbstvergessen; und gleichzeitig steckte viel Leben in ihm, ein unerhört starker Quell.Er war kein Mensch, den die Spannung zerreißen und vernichten konnte; er beugte sich den Umständen gerade so viel, als nötig war.Ich jedoch war eitler als er; und die Furcht war mir im Weg.Ich mochte das Gefühl bei mir nicht.Mein ganzes Leben lang hatte ich mich dazu geschult, eine Sache, die mir zuwider war, anzupacken, so daß sie ihren Schrecken verlor.Ich wollte immer wissen, woran ich war, suchte nach einem schnellen Ende der Unsicherheit.Sonst brach die größte Konfusion in mir aus, ein irrsinniger Tumult von Gefühlen, über die ich keine Kontrolle mehr hatte.Da sprang ich lieber hart mit mir um.Der Trick erleichterte es mir auch, mich zu drücken: Es kommt vor, daß man eine Sache viel zu wichtig nimmt, bloß weil man sie nicht kennt.Nachher wird sie klarer, und man kann sich davon befreien.Ich war nicht in die Sahara gekommen, um das zu lernen.Und so bewegte ich den Kopf wie ein nasser Hund, der sich das Wasser aus den Ohren schüttelt, und sagte ziemlich herausfordernd:»Ich möchte in den Schacht steigen und filmen.Mit der HI8-Kamera.Kommt jemand mit?«Elias hob die Augen und nickte langsam.»Von oben sieht es schwierig aus.Die Felswand ist fast senkrecht.Nachher geht’s leichter.Wird das Loch gut beleuchtet, kommen wir problemlos nach unten.«Ich holte tief Luft.Es konnte auf dieser Welt nichts Beruhigenderes geben, als mit Elias in den Schacht zu steigen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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