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.»Keita sagt, daß solche Dinge vorkommen.«»Und du, hast du sie noch nie erlebt?«»Nein, niemals.«Sie drehte die Blume zwischen ihren Fingern.Ich betrachtete diese Hand, ausdrucksstark und zart, mit den purpurnen Nä-geln.Sie waren weder spitz noch lang, sondern rund gefeilt und vollkommen.Ich entsann mich, wie sie die »Vogelfrau« tanzte, wie ihre Hand aus dem blutroten Kimonoärmel kroch, sich im Licht des Scheinwerfers hob, eine Botschaft verkündete.Und ich fand mich in meiner Idee bestätigt, daß sie selbst diese Botschaft nicht entschlüsseln konnte.Das machte mich unruhig.Ich fragte, geistesabwesend:»Auch im Traum nicht?«Sie fuhr fort, mit der Blume zu spielen.»Da sehe ich oft Menschen, die gestorben sind.Meine Groß-eltern und auch meinen Vater, der ja eigentlich ein böser Mann war.Im Traum spricht er sehr freundlich zu mir.«Ich schluckte, blickte aus dem Fenster und dann wieder auf ihr ruhiges Profil.»Was sagt er denn?«»Er ruft mich beim Namen: Naomi, Naomi! Dann sagt er, daß er Seiji nicht sehen will.Das finde ich merkwürdig, denn er war ja schon lange tot, als Seiji auf die Welt kam.«Ich schwieg.Plötzlich stand sie auf, füllte ein Wasserglas und stellte die Päonie hinein.Ich teilte ihr mit, daß ich am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen würde.»Kommst du zu mir?« fragte sie.»Ja, aber nur für ein paar Tage.Kunio möchte, daß ich zu ihm nach Nara ziehe.«Naomi fuhr mit der Hand durch ihr Haar, wie Frauen es manchmal tun, anmutig und selbstvergessen.Ihre Hand war so schön.Ich kam von ihrem Anblick nicht los.»Ich habe das Studio noch für eine Woche.Der Architekt war schon da.«»Gut.Sobald ich ganz gesund bin, bringen wir dich nach Kobe.«»Ich habe nicht viel Gepäck«, sagte sie.»Bloß Requisiten.Aber wenn es euch Mühe macht… «»Keineswegs.Bei der Gelegenheit werde ich das Grab meiner Großmutter besuchen.Ist immer noch keine Post für mich da?«Sie verneinte kopfschüttelnd.Ich seufzte.Wo steckte Lea nur? Sie sollte sich doch bemühen, ein bißchen Interesse zu zeigen, wie es sich für eine Mutter gehört.Am nächsten Tag verließ ich mit Kunio das Krankenhaus.Ich konnte nicht ausdrücken, wie ich mich fühlte.Nicht eigentlich schlecht, aber schwach auf den Beinen.Ich ging ins Bad, machte Licht, sah mich im Spiegel, der sich zu drehen schien.Ich hatte trockene Lippen und blaue Ringe unter den Augen.Um den Mund zwei Falten, noch fein und fast unsichtbar.Während ich mich anstarrte, fühlte ich wieder ein innerliches Flattern, diese Unruhe, die grundlos, beständig wuchs.Exzentrisch war ich schon immer gewesen; jetzt fehlte bloß noch, daß ich hysterisch wurde.Kein gutes Zeichen, Lea! Ich wäre lieber ein bißchen affig, wie du, und dafür ausgeglichen.Aber deswegen würde ich nicht beim Therapeuten heulen.Mein Verstand war ziemlich gut ausgebildet.Vielleicht genügten ein paar Tage, um alles wieder ins Lot zu bringen.»Du siehst gar nicht übel aus«, stellte Naomi fest.Ich griff nach meinem Gesicht, verzerrte es.»Ein bißchen abgemagert, was?«»Ein bißchen blaß.«Wir tauschten ein Lächeln.Ich sagte:»Ich muß mir einen Lippenstift kaufen.«Ich rief bei Daisuke Kumano an.Machte mit ihm ein Treffen für den nächsten Tag aus.Er fragte, wie es mir ginge.Noch etwas schwach auf den Beinen, sagte ich.Ob Kunio mich begleiten könnte? Daisuke war sofort einverstanden; mir entging nicht eine gewisse Erleichterung in seiner Stimme.Gleichwohl, gestand ich mir, waren seine Worte von derselben emotionalen Wärme wie zuvor.Wenn ich wirklich Chinesisch gesprochen hatte, war das eine ulkige Sache.Wahrscheinlich hatte ich bei Lea ein paar Brocken aufgeschnappt und im Unterbewußtsein gespeichert.Sie hatte acht Jahre in Hongkong gelebt.Trotzdem schlief ich schlecht, sah wieder komplizierte Formen und Farbmuster wie unscharfe Vergrößerungen.Sinnlose Bilder schwebten ganz dicht hinter dem Rand der Erinnerung, machten mich nervös und weckten mich auf.Ich widerstand der Versuchung, eine Schlaftablette zu schlucken.Schluß mit dem Zeug! Erst in den Morgenstunden schlief ich eine Weile.Es war ein natürlicher Schlaf, und als ich erwachte, fühlte ich mich ausgeruht.Beim Frühstück fragte ich Naomi, ob sie kürzlich bei ihrem Onkel gewesen sei.Sie sagte, ja, zweimal sogar; beide Male hatten sie von Keita gesprochen.Ich hob erwartungsvoll die Brauen.Über den Becher, aus dem sie Tee trank, erwiderte sie ausdruckslos meinen Blick.Ihr Gesicht war herb und verschlossen.Sie sah mich an und sah durch mich hindurch.Sie lehnte es ab, daß sich jemand an ihr inneres Selbst heranmach-te, und sie hatte sogar recht damit, mir hätte das ebensowenig gefallen.Doch ihre Hand, die den Becher hielt, zitterte so stark, daß sie ihn auf den Tisch stellen mußte.Was hatte der Priester ihr wohl gesagt?Ich glaube nicht, daß ich deine Geschichte richtig verstanden habe, Naomi.Und ich hätte auch nicht gedacht, daß sie so in mir weiterleben würde, in Stimmen, Empfindungen, diffusen Bildern.Die Phantasie gaukelt vor, die Wirklichkeit antwortet.Vielleicht ist die Geschichte ganz anders, als du sie mir erzählt hast.Aber ich frage nichts mehr.Ich kann dich nicht fragen, ohne dich zu verletzen.Meine Unruhe wuchs, je näher das Treffen mit Daisuke kam.Ich war froh, daß Kunio da war.Denn auf dem Weg zum Schrein erfaßte mich ein neuer Schwindel.Meine Knie zitterten ganz von selbst.Ich hielt mich an Kunio fest, tastete mich vorsichtig mit den Füßen weiter.Ich war plötzlich so müde, daß ich die Augen schloß.Er drückte meinen Arm sehr fest.»Ruth, du solltest dir nicht zuviel zumuten.«Ich blinzelte, schüttelte den Kopf.»Ich muß weitergehen.«»Du bist noch nicht ganz wiederhergestellt.«Ich sah mich selbst wie in einer komischen Szene: Kunio, das ist jetzt deine Rolle bei mir, mich festzuhalten, bevor ich mich auf den Allerwertesten setzte.Und wie sollte ich in diesem Zustand auf einer Bühne stehen und tanzen?»Macht nichts, ich bin nur etwas aufgeregt.«Gibt es dafür einen Grund, Ruth? Es gibt sogar mehrere, mein Kind, würde Lea sagen.Und wir wollen der Sache mal nachspüren, ehe du dir noch etwas Dümmeres ausdenkst.Ich sagte: »Ich möchte das alles lieber hinter mir haben.«Der Hohepriester erwartete uns in seinem Büro.Kunio empfing er so freudig, als habe er ihn erst gestern gesehen.Sein scharfer Blick sprühte kurz über ihn hinweg, schweifte zu mir, um sogleich wieder Kunio anzusehen.Ein Lächeln hob seine Mundwinkel.»Viele Jahre sind vergangen, Kunio-San.Aber du bist der gleiche geblieben.«Kunio bewegte etwas befangen die Schultern.»Meine Familie dachte, daß ich ihr viel Kopfzerbrechen machen würde, nach so vielen Jahren in Amerika.«Das schwarze Feuer tanzte in den Augen des Priesters.»Du hast ein anderes Benehmen, nicht eine andere Denkart.Sonst wärst du jetzt nicht hier.«Er wandte sich mir zu.Die Art, wie er mich begrüßte, verwirrte mich, entsprach seine tiefe, feierliche Verbeugung doch genau jener, die er im Heiligtum auszuführen pflegte.Sein Gesicht blieb ernst dabei.Seine Stirn war blaß, und über den kohleschwarzen Augen hingen schwer die Lider.Er bot uns Sitze an.Ein kleines Schweigen folgte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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