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.„Apropos“, sagt der Herr Josef, „bevor ich vergiß.Einen schönen Gruß soll ich ausrichten, Herr Kurt, von dem Kieberer, wo mir jetzt der Namen nicht einfallt.Er war heut in der Gegend, hat vom beim Kaindl was besorgt fürn Garten und hat dann auf einen Kaffee vorbeigschaut.Sie wissen eh, wen ich mein, von damals, wie das mit dem Rudi war.Er is jetzt in der Renten, hat er gsagt, und richtet der Lebensgefährtin ein bißl das Gartenhäusl her, oben am Schafberg.“ „Ahso, der Brunner“, sage ich möglichst beiläufig zum Herrn Josef.„Wie geht’s ihm denn?“Und mir sage ich, daß es kein Zufall sein kann, daß der Brunner genau dann wieder in meinem Leben auftaucht, wenn grad eine Leiche verschwunden ist.11An der Türschnalle klebt Blut.Frisch und rot.Eigentlich sollte mich heute nix mehr erschüttern, aber so ganz unbeeindruckt läßt mich der Anblick dann doch nicht.Das Haustor fallt hinter mir mit einem lauten Knall ins Schloß, und ich zucke zusammen, schockfarbene Blitze vor den Augen und eine eiskalte Faust im Nacken.Garnicht zu reden von dem Tumult, der sich im Magen und in den Gedärmen abspielt.Im Stiegenhaus brennt Licht, und da ist noch mehr Blut.An der Wand neben dem Minutenlichtschalter und auf dem Boden.Der rote Fleck an der Mauer hat eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Batman-Logo, aber was sollte der Flattermann ausgerechnet in der Reindorfgasse, der hat in Gotham City alle Hände voll zu tun.Die Blutstropfen auf dem Boden und der Treppe sind zirka so groß wie Fünf-Schilling-Münzen.Ich zähle 17 davon, bis ich im zweiten Stock leises, aber beständiges Fluchen höre und energische Schrubbgeräusche.Gitti Kaltenbeck kniet neben einem Lavoir mit schäumendem Wasser vor ihrer Wohnungstür reibt mit einem rauhen Waschel einen Blutfleck vom Türstock.Sie hat mir dabei den Rücken zugedreht, aber ich erkenne auch so, daß sie mit einer ziemlichen Wut im Bauch an der Arbeit ist.Arschloch, Hundsgfrast und Saftsack sind die wenigen Ausdrücke, die ich hier schriftlich festhalten kann, der erhebliche Rest ihrer Litanei würde diese Aufzeichnungen in den Bereich der harten Pornografie rücken.Gittis Fluchen korrespondiert so überhaupt nicht mit ihrem zartrosa Bademantel, auf dem viele blaue Elefanten mit sehr großen Ohren fliegen.Ich denk grad drüber nach, ob diese Elefanten Jumbo oder Tumbo heißen, als Gitti den rauhen Waschel in die Emailwanne mit dem leicht schäumenden zartrosa Wasser pfeffert, sich aufrichtet und dabei meiner gewahr wird.Kein erschrockener Aufschrei, kein panisches Zittern und Beben.Ganz im Gegenteil.Gitti wischt sich bloß mit dem Handrücken eine blonde Strähne aus dem Gesicht, und daß sie dabei türkisfarbene Gummihandschuhe trägt, gibt dieser Geste eine ganz besondere Note.„Weg is er“, sagt sie nur.Sollte sie den Blutfleck meinen, so kann ich das nicht bestätigen.Der schimmert immer noch, sehr blaß zwar aber unübersehbar, auf dem weißen Türstock.„Was is’n da passiert?“ sage ich.„Das Arschloch is weg“, sagt Gitti und bückt sich nach dem Lavoir.„Der Walter?“ Und weil in mir angesichts des vielen Blutes ein leiser Verdacht hochkommt: „Freiwillig?“Gitti schaut mich einen Augenblick irgendwie nachdenklich an.Dann lacht sie lauthals.„Kommst rein auf ein Achtel?“ sagt sie und verleiht ihrer überraschenden Einladung Nachdruck, indem sie mit dem Lavoir in Richtung Wohnungstür deutet.Durch die heftige Geste schwappt das schaumige Blutwasser über den Rand auf den Steinboden, was Gitti mit einem knappen „Scheißdreck.Wurscht“ kommentiert.„Naja“, sage ich, „ich muß früh ins Bett.Um acht kommt der Installateur.“„Früh ins Bett?“ meint Gitti.„Es is halb drei vorbei.“Daß ich nach den Dramen des Tages keine Lust verspüre auf noch ein Drama, und ein solches dürfte sich hier kürzlich zugetragen haben, sage ich nicht dazu.Andererseits: Wozu hat man Nachbarn, wenn man nicht bereit ist, ein Mindestmaß an sozialen Kontakten zu pflegen.Noch dazu in einer Ausnahmesituation wie dieser.„Ich sag immer: Ein letztes Achtel vorm Schlafengehen hat noch keinem geschadet“, sage ich.„Meine Rede“, pflichtet mir Gitti bei.„Aber wir müssen leise sein.Der Kleine schlaft.“Ich lasse ihr mit dem Lavoir den Vortritt und stehe erstmals in der Küche der jungen Kaltenbecks, dem Schauplatz unzähliger nächtlicher Auseinandersetzungen, denen ich in den letzten Wochen akustisch beiwohnen durfte und die heute ein nicht unblutiges Ende gefunden haben.Und dann bin ich sprachlos.Denn die im Hause Kaltenbeck herrschende Sauwirtschaft wird überstrahlt vom exakten Ebenbild jenes Küchentraums, den ich am Vormittag gefunden und bereits wenige Stunden später schon wieder verloren habe, dem amerikanischen Einbaumodell in zartestem Pastell.„Is was?“ erkundigt sich Gitti, die mein Staunen offenbar mißversteht.„Zum Aufräumen war keine Zeit.Aber nimm dir.Und schenk mir noch was nach.“Auf dem Küchentisch stehen drei Babyflascherln und ein überquellender Aschenbecher, zwei Bouteillen Rotwein und ein halbvolles Glas.Es parkt zwischen einer aufgeschlagenen Illustrierten (Pam Anderson: „Er tut mir weh! Aber ich liebe ihn trotzdem!“) und einem Versandhauskatalog von der Dicke des amtlichen Telefonbuchs.„Frische Glasln sind da in der Abwasch“, sagt Gitti, die über dem Waschbecken eben ihre Gummihandschuhe abstreift.Die damit verbundenen schmatzenden Geräusche hätten in einer weniger blutigen Situation was durchaus Obszönes.Und die Bilderwelt des Frido Knapp jagt mir in einer schwarzweißen Stampede durch den Kopf, während ich Gitti Kaltenbeck beim Waschbecken ziemlich nahe komme, als ich mir eines ihrer sauberen Weingläser aus der Abwasch fische, aber vorsichtshalber noch einmal nachspüle.Welche Rolle hätte ihr der Fotokünstler wohl in seinen frivolen Inszenierungen zugedacht? Gitti Kaltenbeck als Lady Godiva, splitternackt bis auf ein Paar schwarze Gummihandschuhe auf dem Rücken eines Araberhengstes? Gitti Kaltenbeck in ihrem Jumbo (Tumbo?)-Bademantel in einem weiß verfliesten Badezimmer auf dem Wannenrand sitzend; der Mantel klafft vorne weit auseinander und gibt den Blick frei auf ihre üppigen, leicht hängenden Brüste und die nackten Bauchfalten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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