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.Er hatte es sich auf meiner Schulter bequem gemacht, zwitscherte vor sich hin, flötete ab und zu ein sanftes, fragendes »Picco hot oan fahrn lassn« in mein Ohr.Alle meine Versuche, ihn loszuwerden, plötzliches Ducken, ruckartiges Herumfahren, Hindurchgehen unter der tief hängenden Lampe, führten nur zu kleineren Katastrophen in der näheren Umgebung, wie dem Herunterreißen eines Müllsacks voller Topfreiniger, unter deren Beschuss mir das Wort »Glitzi-Schwemme« einfiel, und einem rieselnden Rundkornreisabgang.Picco flatterte kurz auf, sah sich keckernd die Bescherung an, um umso sicherer wieder auf meiner Schulter zu landen und einen Pfiff auszustoßen, der eindeutig nach Anmache klang.Der erste Ton war kurz, der zweite beschrieb einen gleitenden Melodiebogen von den tiefsten zu den höchsten Tönen und wieder zurück.Ein Bauarbeiter auf einem Gerüst, unter dem eine Frau in einem gürtelgroßen Ledermini entlangging, hätte es nicht besser gekonnt.Allmählich machte mir diese unverhoffte Zuneigung Angst.Nachdem ich den freigelegten Part der Küche wieder in seinen vorigen Zustand gebracht hatte, schlich ich, den nach wie vor verträumt gurrenden Papagei auf der Schulter, vorsichtig ins große Zimmer, Richtung Käfig.»My home is my castle, Piccolein«, säuselte ich.»Ein eigener Herd ist Goldes wert, daheim bist du König, trautes Heim, Glück allein, mit Vorhängeschlösschen, feines, feines Vorhängeschlösschen.« Unter Absonderung dieser und ähnlicher Peinlichkeiten bückte ich mich, damit Picco ganz leicht von meiner Schulter auf seine Käfigstange klettern konnte, verharrte mit zitternden Knien.Bestimmt eine Minute.In der nichts passierte.Picco verharrte regungslos auf meiner Schulter, besaß wahrscheinlich sogar die Frechheit, sich aufzuplustern.Eine Weile betrieben wir diesen Sport, mit Pausen, in denen ich mich stöhnend aufrichtete, eine Runde durchs Zimmer ging, meine Beine ausschüttelte, Picco die größten Herrlichkeiten vorlog, die er in seinem Käfig finden würde.Worauf er nur mit einem fragenden »Mistviech?« antwortete, gefolgt von einer Reihe Bauarbeiterpfiffe und einem neuen Satz, den er noch nie gesagt hatte, mit einer sanften, hohen Stimme: »Haallo Mama, Mama liab.« Dann bückte ich mich wieder, und alles ging von vorne los: Verharren, Zittern, Plustern.Dabei hatte ich mir heute das Balkonzimmer im ersten Stock vorgenommen.Im Erdgeschoss war nach meinem Gefühl nichts mehr zu finden.Auch wenn es noch unzählige unerforschte Reiche gab, vor allem in der Küche.Würde jemand ein Testament in einem Kühlschrank hinterlegen? Im Eisfach? Der Flaschen- und Dosenwall wirkte, als sei er seit mindestens zehn Jahren nicht mehr durchbrochen worden.Gebückt vor dem Käfig stehend, einen verträumt plappernden Papagei auf der Schulter, rief ich Christiane an, sprach auf ihre Mailbox.Und stellte mir ihr Gesicht vor, wenn sie die Nachricht abhörte:»Chris? Ich muss dich dringend erreichen.Haallo Mama.Mama liab.Ruf mich doch mal zurück, und sag mir, wann genau deine Tante dir gesagt hat, dass es ein Testament gibt.Ich muss wissen, ob es mehr als zehn Jahre … Picco hot oan fahrn lassn? … Die Nachbarin sagt, ihre Asche ist noch nicht einmal … bewundernder Pfiff … Picco, gssch, schööner Käfig.Chris, da ist noch etwas, Mirko … äh … also, es macht ihm total viel aus, dass ihr … Mama liab … Mama liab … Im Käfig, Picco, die Mama ist im Käfig.Halt mich jetzt nicht für verrückt, Chris, ich hab nur einen Papagei auf der Schulter.Chris, das hier schafft niemand alleine, ich bin noch nicht mal im ersten Stockwerk, weißt du, wie viel Arbeit … Mam… Es reicht! Picco! Wenn du mich noch ein einziges Mal Mama nennst, dann reiß ich dir jede Feder einzeln aus, du aufgeplustertes, nutzloses, poröses …« Beim Abhören würde spätestens an dieser Stelle Christianes Augenbraue endgültig unter den Ponyfransen verschwinden.Es war schier unvorstellbar: die patente Georgina, die bei den cholerischsten Veranstaltern und unmöglichsten Künstlern gelassen blieb, schluchzte, wenn auch unterdrückt, ihr Schluchzen wurde sofort wieder übertönt von einem besorgt fragenden Picco hot oan fahrn lassn? Ha? Picco hot oan fahrn lassn, hosd mi?, darauf der plötzliche Abbruch des Gesprächs.Eine halbe Stunde später, nach einem langen Papageien-Abschüttel-Tanz, einem wunderbar angerichteten Teller voller appetitlicher Bananenstücke an Schokoladebröseln mit Sonnenblumenkernen, einer Versuchung, der Picco schließlich erlag – warum hatte ich es nicht geschafft, für Mirko etwas nur halb so Ansprechendes herzurichten? –, rief ich Christiane noch einmal an.Gefasst entschuldigte ich mich, stellte alle Fragen erneut, bat um Aufklärung, Unterstützung und darum, mit Mirko zu reden, und legte auf.Um eine weitere halbe Stunde später, einen gurrenden Papagei auf der Schulter, den Tierarzt anzurufen.»Ganz einfach, er ist verknallt.« Der Tierarzt hatte die Frechheit zu grinsen.»Er ist … was?« Ich starrte Quirin an, anscheinend so fassungslos, dass er loslachte.Als er mein Gesicht sah, hörte er schnell wieder damit auf, pflückte den Papagei vorsichtig von meiner Schulter.Er hatte vorsorglich einen Handschuh angezogen, nicht ohne Grund, denn Picco hackte nach ihm, weniger rücksichtsvoll als sonst.»Mei, du blöder Hammel«, sagte Quirin, zauste Piccos Gefieder, und Floh, der mich wegen Piccos anhänglicher Anwesenheit kühler als gewöhnlich begrüßt hatte, drehte sich prompt um.Was immer man gegen Floh sagen konnte, in seiner Abneigung gegen Picco war er konsequent.»Er betrachtet dich als sein Weibchen.Und alle anderen als Konkurrenz [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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