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.Aber er wusste, dass das nicht stimmte.Sie verfügte über ein beneidenswertes inneres Gleichgewicht, das durch fast nichts erschüttert werden konnte.Darum hatte sie Sebastian immer beneidet: um ihre Gelassenheit.Was auch geschah, sie ließ sich nicht oder nur sehr selten aus der Ruhe bringen.Er beobachtete sie, mal direkt und mal aus dem Augenwinkel, während sie mit Töpfen und Tellern hantierte.Anna war einen Kopf kleiner als er und zart gebaut, was über die Kraft hinwegtäuschte, die in ihr steckte.Das dunkle Haar trug sie an diesem Abend so, wie er es mochte, offen, und es fiel ihr bis über die Schultern.Wenn sie sich vorbeugte oder bückte, strich sie es manchmal mit einer Hand zurück.In dem schmalen Gesicht mit der geraden Nase fielen die großen dunklen Augen auf - Sebastian erinnerte sich deutlich daran, wie sehr er von ihnen beeindruckt gewesen war.Und von Annas Art, sich zu bewegen.Eine natürliche Eleganz kam darin zum Ausdruck, eine anmutige Weiblichkeit, die ihn sehr reizte.Er verglich ihre Bewegungen mit der Ästhetik eines Gedichts.Ihre weiche Haut hatte einen dunklen, olivfarbenen Ton.Die Hände waren schmal, die Finger lang.Die cremefarbene, ärmellose Bluse verbarg die Wölbungen der Brüste, aber die Shorts, die sie trug, brachten ihre attraktive Figur durchaus zur Geltung.Eine schöne Frau, kein Zweifel.Schön und sehr intelligent.Sebastian stellte sich vor, wie Massimos Hände sie berührt hatten.Und nicht nur seine Hände …»Du bist so still«, sagte Anna und lächelte.»Entschuldige, ich …« Sebastian suchte nach geeigneten Worten, bemüht, Enttäuschung, Zorn und Bitterkeit unter Kontrolle zu halten.»Ich bin den ganzen Tag in Drisiano gewesen«, sagte er, um überhaupt etwas zu sagen.»Habe dort den Jungen gesehen und mit Leuten gesprochen.«Für ein oder zwei Sekunden schaute Anna ihn an, als hätte sie andere Worte von ihm erwartet.»Oh, Raffaele.Ich habe ihn zum letzten Mal Anfang des Jahres gesehen, als ich einige Tage in Smeraldina verbrachte.«Anfang des Jahres, dachte Sebastian.Kurz nach ihrer Trennung.»Hast du dort deinen Geburtstag gefeiert?«»Ja.Mit einigen Freunden.«War Massimo auch da?, hätte Sebastian fast gefragt.Ihm fiel ein, dass er am achten Januar, als Anna zweiunddreißig geworden war, nicht angerufen hatte.Er hatte nicht einmal eine Karte oder E-Mail geschickt.Anna trug zwei Teller zum Tisch, den sie an die Terrassentür geschoben hatte.»Bringst du den Wein und die Gläser?«Es brannte sogar eine Kerze auf dem Tisch.Anna deutete nach draußen.»Wir hätten auf der Terrasse essen können, wo du so gern gesessen hast, aber ausgerechnet heute regnet es.«Blitze flackerten aus dunklen Wolken über dem Meer.Sebastian schenkte Wein ein und hob sein Glas.»Salute.«Anna hob ihrs, musterte ihn und sagte: »Freut mich, dass du gekommen bist, Bastian.«Die Spaghetti waren köstlich, und Sebastian versuchte, sich zu entspannen.Aber es gelang ihm nicht.Offenbar bemerkte Anna das, denn sie ergriff beim Gespräch die Initiative, erzählte von gemeinsamen Freunden, ihrer Arbeit im Krankenhaus und wies auch darauf hin, dass sie am siebzehnten Juli das Grab ihrer Eltern besucht hatte, die an jenem Tag vor vier Jahren bei einem Autounfall ihr Leben verloren hatten - solche Dinge waren ihr wichtig.Nach dem Essen, beim zweiten Glas Wein, fragte sie schließlich sanft und ruhig: »Warum bist du gekommen, Bastian?«Die ehrliche Antwort hätte gelautet: Weil Wolfgang es so wollte, verdammt! Sebastian war klug genug, diese Worte für sich zu behalten, aber er konnte nicht verhindern, dass seine Unsicherheit in Aggressivität umschlug.»Warum fragst du das?«, erwiderte er fast trotzig und griff nach der Flasche.»Ich möchte es einfach nur wissen.«Sebastian nahm einen Schluck Wein und hätte das Glas am liebsten in einem Zug geleert.Er drehte den Kopf und sah durchs Terrassenfenster.Draußen wurde es dunkel.Lichter erschienen am Hang, und das Flackern von Blitzen war nun deutlicher zu sehen.Sebastian blickte in die beginnende Nacht und lächelte schief.»Ich muss mir in letzter Zeit so etwas wie eine persönliche Wolke zugelegt haben.Du weißt schon, wie in den Zeichentrickfilmen.Eine dunkle Wolke, die dauernd über mir schwebt, wohin ich auch gehe.In Hamburg hat’s in letzter Zeit so oft geregnet, und jetzt auch hier …«Anna musterte ihn und beugte sich ein wenig vor.»Bastian …« Er erinnerte sich daran, dass sie ihn damals »Bello Bastian« genannt hatte.»Du hast noch immer Schwierigkeiten damit, nicht wahr?«»Womit?«»Mit Worten.Du schreibst.Mit geschriebenen Worten verdienst du deinen Lebensunterhalt.Aber das Sprechen fällt dir schwer.Beim zwischenmenschlichen Austausch bist du wie ein Eisberg, von dem nur die Spitze zu sehen ist.«Auch das war Anna: Sie konnte bei Kerzenschein Ausdrücke wie »zwischenmenschlicher Austausch« verwenden.»Warum bist du gekommen, Bastian?«Sebastian massierte sich mit der einen Hand die Schläfe und hob mit der anderen das Glas zum Mund.»Ich habe in den vergangenen Monaten oft an dich gedacht«, sagte er, aber die Worte klangen seltsam, wie von Notizen abgelesen.»Du weichst mir aus, Bastian«, sagte Anna und sah ihm in die Augen.»Ach, tue ich das?« Schmor in der Hölle, Wolfgang!, dachte er, trank erneut und setzte das Glas mit einem Ruck ab.»Was macht Massimo?«, fragte er und versuchte gar nicht, die Worte zurückzuhalten.Anna hatte sich vorgebeugt und lehnte sich jetzt langsam wieder zurück.»Wir sehen uns nur noch selten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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