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.»Schön, da war auch ab und an mal die eine oder andere Kollegin, aber … Nichts Ernsthaftes.Nun ist Gabriele mit den beiden Kindern nach Templin gezogen, und ich kann sie praktisch nur zu Weihnachten sehen: meinen Sohn und meine Tochter.«»Sind Sie Single oder …?«Fröttstädt war den Tränen nahe.»Es ist wie ein Fluch.Kelly, eine New Yorkerin, und ich wollten irgendwann heiraten, doch sie hat Selbstmord begangen.Warum, weiß ich nicht, mit dem 11.September hängt das nicht zusammen.Oder doch? Weil ich Pilot war? Ich weiß es nicht.Jedenfalls habe ich danach zu trinken angefangen.Immer so, dass ich am nächsten Morgen im Cockpit wieder nüchtern war, nur im Urlaub war ich tagelang betrunken … Sie wissen ja, dass das irgendwann … Und darum bin ich ja auch hier.Dazu kommt, dass ich neuerdings an Höhenangst und an Flugangst leide.Stellen Sie sich das vor: ein Pilot mit Höhenangst und der Angst hat, dass die Triebwerke jeden Moment ausfallen können oder dass Feuer in der Kabine ausbricht.«»Die Angst vor dem Absturz«, murmelte der Therapeut.»Das kenne ich und nenne es für mich selbst immer das Ikarus-Syndrom.Zu hoch hinaus.«Diese Szene ging Fröttstädt immer wieder durch den Kopf, während sie den Autopiloten eingeschaltet hatten und über den Balkan Richtung Deutschland flogen.Wenn es mit ihm so weiterging wie in den letzten Jahren, landete er in der Psychiatrie, bevor er seinen 40.Geburtstag feiern konnte.Oder auf dem Friedhof.Was allerdings das bessere Los war, verglich er es mit dem Leben seiner Mutter, die mit schwerer Demenz ins Seniorenheim gekommen war.›Glücklich kann nur der sein, der nie gezeugt worden ist.‹Dieser Satz ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, während er in seinem Sessel lag und seinen Kopiloten das Wesentliche machen ließ.›Lieber ein Ende mit Schrecken …‹Plötzlich verspürte er den Impuls, die Nase seiner Maschine nach unten zu ziehen und im Sturzflug auf die Erde zuzurasen, bis sie an irgendeinem Berg zerschellten.Noch konnte er sich beherrschen.Es wäre auch sinnlos gewesen, denn Patrick, sein Kopilot, war viel kräftiger als er, und im Zweikampf mit ihm hatte er keine Chance, ihren Bordcomputer auszutricksen.Patrick sah ihn von der Seite mit glasigen Augen an.»Ist dir auch so schlecht?«»Nein, wieso?«»Weil du so verkrampft aussiehst.«Fröttstädt schüttelte den Kopf.»Nee, mir geht es blendend.«»Mir nicht.« Patrick drückte sich aus dem Sitz und hielt sich den Magen.»Ich muss mal dringend auf die Toilette.«Fröttstädt saß allein im Cockpit und hatte vielleicht drei Minuten Zeit.12Mannhardt und sein Enkel waren auch am Sonntag zur Dieffenbachstraße gefahren und saßen nun im Wagen und warteten, dass drüben die Haustür aufging und Völlenklee oder seine Freundin erschienen.Sie hatten keine andere Möglichkeit, als sich ihnen an die Fersen zu heften, wollten sie die Namen ihrer Opfer erfahren.Und bei Dr.Mägdesprung hatte das ja geklappt, wenn auch nicht so ganz, denn zugegeben hatte der Chirurg nichts.»Und wenn er hätte?«, fragte Orlando.»Was dann?«Mannhardt wusste es auch nicht.»Wir arbeiten für Dr.Narsdorf und unser Ziel muss es sein, die Sache so lautlos über die Bühne zu bringen, dass ihm kein Nachteil entsteht, ihm, aber auch seinen Patienten, die wie er erpresst werden.«»Du redest wie ein Politiker«, warf sein Enkel ihm vor.»Hört sich gut an, aber wie soll das funktionieren? Völlenklee sitzt doch auf alle Fälle am längeren Hebel, denn wir können ihn nicht auffliegen lassen, weil die Presse davon Wind kriegen würde und seine Opfer ihre Existenz verlieren würden.«Mannhardt überlegte.»Uns bleibt nur eine Art Realpolitik, das heißt, wir müssen Völlenklee so lange gewähren lassen, bis er so fett geworden ist, dass er auch etwas zu verlieren hat.Dann können wir einen Deal mit ihm machen, und zwar dass er a) mit den Erpressungen aufhört und b) über alles, was geschehen ist, Stillschweigen bewahrt.Nur so können wir Narsdorf und Mägdesprung retten und alle die, die noch betroffen sein sollten.«Orlando hatte schon zu sehr die künftige Rolle des Staatsanwalts verinnerlicht, als dass er sich darüber nicht aufgeregt hätte.»Somit soll er völlig straffrei ausgehen? Das gibt’s doch nicht!«Mannhardt gab sich altersweise.»Junge, weißt du, in welcher Rubrik bei Robert K.Merton die Kriminalität zu finden ist?«»Nein.Ich weiß nicht einmal, wer Robert K.Merton ist.«»Einer der Klassiker der Soziologie.Bei ihm gilt Kriminalität als Innovation.Da lässt sich jemand etwas Neues einfallen, um – wenn auch mit illegalen Mitteln – anerkannte gesellschaftliche Ziele zu erreichen, nämlich zu Geld zu kommen.«Orlando wollte das so nicht hinnehmen.»Völlenklee verstößt gegen die Gesetze, Völlenklee ist ein Verbrecher, Völlenklee muss bestraft werden!«Mannhardt konterte mit Theodor Fontane.»Je älter ich werde, je mehr sehe ich ein: laufen lassen, wo nicht Amtspflicht das Gegenteil fordert, ist das allein Richtige.«»Einen Verbrecher vor Gericht zu bringen, ist aber Amtspflicht!«, rief Orlando.Mannhardt lächelte.»Ich bin nicht mehr im Amt, ich bin jetzt Privatdetektiv.«Weiter kamen sie in ihrem Diskurs nicht mehr, da in diesem Moment Völlenklee und Corinna aus dem Haus traten.Mannhardt und Orlando erwarteten, dass sie Kurs auf den U-Bahnhof Südstern nehmen würden, doch beide wandten sich in die andere Richtung und bogen nach einigen Metern nach links in die Graefestraße ab.Orlando staunte.»Nanu, warum denn das?«»Vielleicht streikt die U-Bahn mal wieder«, vermutete Mannhardt.»Nicht dass ich wüsste.« Orlando sah ihn fragend an.»Sollen wir im Wagen hinterher oder lieber zu Fuß?«»Lieber zu Fuß«, entschied MannhardtSie machten sich an die Verfolgung der beiden.Im Zickzack ging es weiter, das heißt, die Böckhstraße hinunter Richtung Kottbusser Damm.Dort befand sich ein Eingang zum U-Bahnhof Schönleinstraße, in dem Völlenklee und Corinna gerade verschwanden.Die Frage war, warum sie ausgerechnet die Linie 8 nahmen und nicht wie gewohnt die Linie 7 am Südstern.»Wir teilen uns«, sagte Mannhardt.»Da fallen wir weniger auf.Du steigst in den Wagen vor ihnen ein, ich in den hinter ihnen, und dann warten wir mal ab.«Der erste Zug, der einlief, fuhr in Richtung Wittenau, und alle vier stiegen sie ein.Es herrschte um diese Zeit wenig Betrieb, und deshalb hatte Mannhardt keine Mühe, die beiden Erpresser durch die Fenster an den Stirnseiten der Wagen ständig im Auge zu haben.Schon am Alexanderplatz stiegen Völlenklee und Corinna wieder aus und eilten zum Bahnsteig der Linie 2.Orlando wartete auf Mannhardt, dann folgten sie den beiden in sicherer Entfernung.Mannhardt kannte sich in der Netzspinne von U- und S-Bahn so gut aus, dass er jede Wette darauf eingegangen wäre, dass Völlenklee und Corinna in den Zug nach Pankow stiegen, denn wenn sie in die andere Richtung gewollt hätten, wären sie besser zum Südstern gelaufen und über die Stadtmitte gefahren.Er sah seinen Enkel an.»Was mag sie nach Pankow führen?«»Vielleicht sind sie Fans von Udo Lindenberg und warten auf den Sonderzug.«Mannhardt stöhnte auf und setzte noch einen drauf.»Nein, sie wollen Erich Honecker erpressen und haben gar nicht mitgekriegt, dass es Bonn und Pankow gar nicht mehr gibt [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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