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.Hier war es noch kühler als im Fürstinnenbau.Je näher sie den Räumen der Gräfin kam, desto weicher wurden ihr die Knie.Im Gehen band sie sich die Schürze neu um und versuchte vergeblich, einige Falten aus dem Rock zu streichen.Sie griff sich ins Haar und prüfte, ob der Knoten noch ordentlich im Nacken saß.Ihre Finger zitterten.An der Türe der Gräfin angekommen, straffte Helena ihre Haltung und klopfte an.Schnell schaute sie nach, ob ihre Fingernägel sauber waren.Sie horchte angestrengt, doch es drang kein Laut aus dem Zimmer.Ob sie sich noch einmal bemerkbar machen sollte? Sie klopfte erneut, diesmal mit Nachdruck, und der Schmerz fuhr ihr in die Knöchelchen.Nach einem Moment des Wartens, gerade als sie sich achselzuckend abwenden wollte, hörte sie ein zartes »Ja, bitte?«.Helena öffnete zögernd die Türe.Gräfin Aurelia saß kreidebleich auf dem Bett und hielt ein blaues Kissen im Arm.Vor ihr lagen zwei Stricknadeln und etwas weiter daneben ein Wollknäuel, als sei sie eben im Begriff gewesen, eine Handarbeit aufzunehmen.»Nimm das Essen wieder mit, ich will nichts«, sagte sie ohne aufzublicken.Helena knickste befangen.»Guten Tag, werte Gräfin von Hohenstein.Verzeihen Sie, ich bin Helena und komme, um …«Aurelia sprang auf und herrschte sie ungehalten an: »Was erlaubst du dir? Was hast du in meinen Räumen verloren?«, unterbrach sie sie.»Ihre Bemäntelung findet zu Mittag statt.«Aurelia schaute sie ungläubig an.»Sie findet statt? Du machst Scherze.«»Die Fürstäbtissin hat es so bestimmt.Soeben, in der außerordentlichen Kapitelversammlung.«»Wirklich? Heißt das, ich habe es geschafft? Ich werde aufgenommen?« Ungläubig schüttelte Aurelia den Kopf, und in ihren dunklen Augen glänzten Tränen.»Deshalb ließ die Fürstäbtissin zur Zusammenkunft rufen? Meinetwegen?«»Nein, sie verlas einen Brief ihres Vetters, des Königs von Preußen.Das Stift geht alsbald in seinen Besitz über.Ob es deshalb aufgelöst wird, war man geteilter Meinung.Am Ende der Sitzung jedenfalls wurde Ihre Aufnahme ins Stift beschlossen, und ich dazu bestimmt, Ihnen bei den Vorbereitungen zu helfen.«Die Gräfin erhob sich, und auf dem Weg zum Frisiertisch machte sich ein Strahlen über das ganze Gesicht breit.»Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft!«, flüsterte sie außer sich.»Sämtlichen Unkenrufen zum Trotz habe ich das Residenzjahr unter diesen Giftkröten ausgehalten.Jeder von ihnen könnte ich mit meiner Abstammung den Rang streitig machen.Sieh dir nur meine Familie an! Der Stammbaum liegt dort drüben.«Helena schaute sich in dem Zimmer um und entdeckte das Pergament auf dem Damensekretär am Fenster.Neugierig ging sie näher.Es war an einigen Stellen eingerissen, aber allein die prächtigen Farben flößten ihr gehörigen Respekt ein.»Nicht anfassen, nur bewundern!«Helena nickte verständig, als ihr Blick über die vielen bunten Äste, Zweige und Namen glitt.»Wirklich, eine große Familie haben Sie da.«»Erbmundschenken in Kärnten seit 1506, Reichsgrafen seit 1631 und Reichsfürstenstand seit 1684! Das ist das Geschlecht derer von Hohenstein.Andere konnten für ihre Aufnahme ins Stift mit Müh und Not sechzehn adelige Ahnen auf dem Papier zusammenkratzen.Ich hingegen konnte sie mir aussuchen.Aber nun schnell, Helena, beeile dich und hilf mir.Ich muss rechtzeitig fertig sein!«»Aber die Zeremonie beginnt doch erst in zwei Stunden! «»Grundgütiger! Hast du überhaupt die geringste Ahnung, was bis dahin noch zu tun ist?«Helena zuckte entschuldigend mit den Schultern.»Schminken, Haare pudern, frisieren und ankleiden … Hol mir meine Stiftsrobe und die Schuhe aus dem Schrank!«Welchen der Schränke sie wohl meinte? Die Hälfte des Zimmers wurde von drei verschieden gestalteten Kleiderschränken und zwei ausladenden Wäschetruhen beherrscht.Außerdem standen noch Reisetruhen in der Ecke.»Wo genau finde ich die Schuhe und die Robe?«, fragte sie zaghaft.»Woher soll ich das wissen? Bin ich meine eigene Kammerjungfer? Schau nach! Es muss eine einfache blaue Robe mit halblangen Ärmeln sein.«Helena zog die erste Schranktüre auf.Schwerer Lavendelduft schlug ihr entgegen.Sie schaute alles durch, wagte aber nichts anzufassen.»Hier sind so viele blaue Roben.Sind das alles Ihre Sachen?«»Du kannst Fragen stellen! Natürlich! Oder glaubst du, ich laufe in fremder Wäsche herum? Es ist eine ganz ordinäre Robe, mit ein paar Schleifen und Schnüren.«Helena sah in jeden einzelnen Schrank, in jede Truhe, suchte sich durch alle Roben, fand sogar Mantelets für die kühle Witterung und mindestens fünfzig Häubchen.Aber das Kleid suchte sie vergeblich.»Ich finde es nicht, werte Gräfin.«»Was? Das darf doch nicht wahr sein! Hat man mir mein Kleid versteckt? Oder gar gestohlen? Ja, damit ich nicht bemäntelt werden kann! Deshalb hat auch niemand dem Beschluss der Fürstäbtissin widersprochen.Wie konnte ich nur so dumm sein und an den plötzlichen Meinungswandel des Kapitels glauben!« Sie zog sich den kunstvoll geschnitzten Stuhl vom Frisiertisch heran, sank darauf nieder und stützte den Kopf in die Hände.»Gnädige Gräfin, ich werde alles noch einmal durchsuchen.Vielleicht habe ich es bei dieser unzähligen Menge an Kleidungsstücken übersehen.«»Es sind genau zweiundvierzig Roben samt passender Jupen, dreiundfünfzig Korsetts, siebenundzwanzig Mantelets und sechsunddreißig Paar Schuhe!«, gab Aurelia mit brüchiger Stimme Auskunft.»Hätte ich doch nur diese biestige Zofe nachzählen lassen.«»Es hat bestimmt niemand etwas gestohlen, bitte regen Sie sich nicht auf! Wieso sollten die Gräfinnen auch so etwas tun?«»Jede taugt hier zur Diebin.Man kann niemandem vertrauen.Sonst wäre meine Stiftsrobe schließlich da!«»Ist es vielleicht diese hier? Mit Schleier und Schärpe? Mit silbernen Stickereien und schwarzen Samtabschlüssen?«»Genau, das ist sie! Gott sei Dank!« Aurelia richtete sich erleichtert auf.»Und dazu noch die Jupe und die Schuhe.«Helena wuchtete sich das blaue, vorn offene Überkleid samt passendem Rock über den Arm und angelte nach den mit blauer Spitze besetzen Seidenschuhen.Alles fühlte sich so wunderbar an.Auch wenn sie die Last kaum tragen konnte, sie wollte sie nie wieder aus der Hand geben.Nur einmal solch eine Robe anziehen dürfen!»Leg es dort auf das Bett.Ich werde es ganz zum Schluss erst anziehen.Nur keinen Glockenschlag zu lange in dieser armseligen Stiftskleidung! Sonst lassen sie uns immer die schönsten, eigenen Kleider tragen, aber ausgerechnet zu besonderen Anlässen müssen es diese Einheitslumpen sein.Nun, so haben die Giftkröten wenigstens nichts zu lästern.Umso dringender musst du mich jetzt frisieren.Dort auf der Kommode stehen Puder und Schweineschmalz, das Gerüst und die Haarnadeln findest du in der kleinen Truhe.«Das Gerüst? Zum Glück fand sie schnell ein infrage kommendes Drahtgestell sowie die anderen genannten Utensilien und stellte alles vor der Gräfin auf.Aurelia saß mit kerzengeradem Rücken vor dem Frisiertisch und sah sie missbilligend über den Spiegel an.»Was ist? Worauf wartest du?«»Ich? Ich soll das machen? Das kann ich nicht.«»Du große Güte! Das war eindeutig Absicht.Hinterlistige Absicht der Fürstäbtissin! Sie hat dich zu mir geschickt, damit ich aussehe wie ein Feldwiesel.Damit ich aus Angst vor Blamage auf die Bemäntelung verzichte! Aber fehl gedacht! Du nimmst jetzt den Puder und kämmst ihn reichlich in mein Haar [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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