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.Das Schiff besaß keine große Ähnlichkeit mehr mit dem in kräftigen Farben angestrichenen Kreuzfahrtschiff, das vor sechs Jahren auf seiner Bergwerft in den Anden vom Stapel gelaufen war.Es war zernarbt und vielfach geflickt, man hatte das Innere ausgeräumt, und der Rumpf und die Decks starrten von Waffen.Aber Lily hatte es geschafft, ihre Kabine auf dem Hauptdeck zu behalten.Für gewöhnlich war sie jeden Tag schon lange vor der Mittagszeit von der Hitze erschöpft.Darum pflegte sie in ihrer abgedunkelten Kabine zu sitzen - die Klimaanlage funktionierte längst nicht mehr - und auf dem Flachbildschirm an der Wand zu verfolgen, wie das Schiff vorankam.Und während die Arche langsam die versunkenen Vereinigten Staaten überquerte, wurde es Grace zur Gewohnheit, sich zu ihr zu gesellen.Grace war im dritten Monat schwanger mit Hammonds Baby und erschöpft von der morgendlichen Übelkeit.Es war klar, dass sie nur irgendwo sitzen wollte, wo es vergleichsweise kühl war und wo sie ihre Ruhe hatte.Lily nahm sie freundlich auf und versorgte sie kontinuierlich mit Wasser, Obst und Dörrfisch.Sie erwartete keine Freundschaft von Grace, noch weniger Vergebung dafür, dass sie ihre Hochzeit mit Hammond eingefädelt hatte, eine Tat, die Grace wie ein ungeheurer Verrat seitens einer Frau vorkommen musste, die doch versprochen hatte, sie vor jeglichem Schaden zu bewahren.Lily nahm, was sie bekommen konnte.Stumme Gesellschaft war genug.Überall auf dem verfallenden Schiff gab es ähnlich geartete Beziehungen.Man kam mit jemandem klar, oder man brach den Kontakt ab; das Schiff war nicht groß genug, dass man seinen Feinden ausweichen konnte.Grace sah sie an.»Was hast du gesagt?«»Nichts.« Lily hatte nicht gemerkt, dass sie laut gesprochen hatte.»Entschuldige.« Sie war fünfundsechzig Jahre alt, in den Zeiten vor der Flut kein hohes Alter, aber nach einem Vierteljahrhundert als Flüchtling wirkte sie erheblich älter und fühlte sich auch so.Alles weichte sich für sie auf, dachte sie manchmal, die Grenze zwischen Gedanken und Worten verschwamm.»Ich rede bloß wirres Zeug.«»Die Karte ist schon wieder im Eimer.«Lily sah auf den Bildschirm.Das Hauptbild zeigte eine aus Satellitenbildern zusammengesetzte Montage des Weststaaten-Archipels mit einer darauf projizierten Umrisskarte der alten kontinentalen Küstenlinie; die Position der Arche war ein leuchtend grüner Fleck.Das System war immer noch ziemlich intelligent; wenn man auf den Bildschirm zeigte, öffneten sich kleine Felder, die erklärten, was man dort sah.Lily lernte, das komplexe Binnenmeer zu erkennen, das sich über der Großen Salzwüste gebildet hatte und Salt Lake City sowie einen großen Teil von Utah bedeckte, sowie das verschlungene Gewirr von Meeresarmen und Buchten, das aus der Überschwemmung des Colorado River Valley mitsamt Grand Canyon und allem entstanden war.Vom Weltraum aus gesehen, hatte das noch vorhandene trockene Land eine graugrüne Färbung, die Farbe dicht gedrängter Menschenansammlungen mit ihren Hüttenstädten und behelfsmäßigen Farmen.Es war ein seltsamer Gedanke, dass außer dieser Vielzahl von Inseln von der westlichen Hemisphäre nichts mehr übrig war als die sich nach Süden erstreckende Sierra Madre und ein Teil des Andenhochlands unten am Rückgrat von Südamerika.Die Bergketten im Norden und Süden waren wie Schatten der verschwundenen Kontinente.Die Kartenprojektion flackerte erneut, als die Prozessoren offline gingen und sich mühsam wieder einschalteten; nach Jahren der Hitze und der salzigen Seeluft wollten sie nicht mehr so richtig.Grace seufzte.»Warum sehen wir uns das eigentlich an? Karten sind doch eher was für Leute wie dich, die noch wissen, wie es früher mal war.Für die Kinder sind sie ohne Bedeutung.« Sie strich sich müßig über den leicht gerundeten Bauch.»Womöglich haben sie eines Tages ihre eigenen Karten«, sagte Lily.»Vielleicht von Meeresströmungen.Oder Wirbeln.«»Man braucht keine Meereskarte …«Ihr versuchsweises Gespräch brach ab.So etwas kam heutzutage häufig vor, hatte Lily bemerkt.Als wäre es zu heiß, um nachzudenken, zu sprechen, als wäre jedermann ständig erschöpft.Man redete ein bisschen, und dann ließ man es einfach bleiben [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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